Weiter geht's im Juli

 

 

73.  Bekleidung  26.06.2017

 

Bei einer Online-Unterhaltung mit meiner Freundin und Mitleidenden Marion kamen wir auf das Thema „Anziehen“. Bei uns beiden sind die Hände schon so in Mitleidenschaft gezogen, dass Knöpfe und Reißverschlüsse langsam alleine nicht mehr zu bewältigen sind. Marion ist in dieser Hinsicht noch ein klein wenig fitter – sie hat die bulbäre Form, heißt: Sprechen hat sich bei ihr erledigt und sie kann auch nur noch pürierte Nahrung zu sich nehmen, dafür kann sich noch etwas besser laufen. Bei ihr geht es von oben nach unten und bei mir eben genau andersrum.

 

Apropos Sprechen: diese Woche habe ich mich zum ersten Mal kaum selbst verstanden und wie ich an den Gesichtern meiner Freunde erkannte hatten sie auch Probleme. Das kommt momentan zwar noch sporadisch aber wenn es einmal angefangen hat weiß ich was die Uhr geschlagen hat. Dingdong- die nächste Runde ist eingeläutet. Was eine Kacke!

 

Als ich bemerkte, dass ich Probleme beim Zuknöpfen meiner Hosen bekam setzte ich mich an den PC und schaute in der wunderbaren Welt der Ulla Popken nach Schlupfhosen – praktisch denken konnte ich ja schon immer und im Rollstuhl sitzend ist es im Grunde scheißegal was man anhat. Da denkt doch eh keiner mehr „boah – was ne geile Alte“ da denken viele eher „arme Sau“ oder alternativ noch „wie komm ich am schnellsten hier weg“.

 

Nun hatte ich zum Zeitpunkt des Bestellens ja noch einige Pfund mehr auf Lager und da ich sicher gehen wollte, dass diese Hosen auch ganz bequem über meinen verlängerten Rücken fluppen, habe ich sie vorsichtshalber mal in Größe 50/52 bestellt. Oben war ja ein Gummizug mit Kordel – kein Problem.

 

Nun habe ich mittlerweile 9 kg abgenommen und diese Hosen fallen  im freien Fall von der Taille zu den Füßen sobald ich mich in die Vertikale begebe. Da ich ja stehend immer an Matthias‘ Hals hänge ist die Reihenfolge ungefähr so:

 

Ich: „Arggghhh… verdammte Hose!“ – ich bücke mich so weit es geht – komme aber nicht ran.

Matthias (stöhnt leise): „Maus… lass mich mal“ – bückt sich auch. Jetzt muss ich ein stückweit mit runter und wir hängen wie 2 Affen auf halb acht. Er zieht die Hose hoch und meine linke Hand krallt sich um den Hosenbund um sie ja oben zu halten. Dann lehne ich mich mit dem Kopf an seine Schulter und versuche mit den Händen den Bund fest zu ziehen und eine Schleife zu binden. Das gelingt mir aber in 99% der Fälle nicht. Also tänzeln wir zum nächsten Stuhl und ich binde die Schleife im Sitzen. Da bekomme ich die Hose aber nicht eng genug – also: Beim nächsten Aufstehen beginnt das Spiel von vorn.

 

Schön ist auch mit dem Teil ins Auto zu steigen. Matthias setzt mich bei offener Autotür im rechten Winkel zur Fahrtrichtung ab und ich drehe meine Füße dann in die Fahrkabine. Nun rutscht mir diese Hose beim Drehen entgegen des Uhrzeigers nach rechts und ich sitze mehr oder weniger mit dem halben Hintern auf der Unterbux dafür befindet sich das linke Hosenbein und der Zwickel auf dem rechten Oberschenkel. Ja Himmelarschundzwirn…..

 

Heute habe ich 3 Hosen 3 Nummern kleiner bestellt! Wehe die passen nicht!!!!!

 

 

72.  Krankenkassengespräche  24.06.2017

 

Um es vorne weg zu nehmen: gerade kam die Bewilligung der Krankenkasse für unseren Badewannenlifter. Aber das Gespräch, welches Matthias zu diesem Thema hatte, war wirklich zu schön!

 

Montag klingelte mein Handy! Das ist lustig, denn ich habe von der Kasse schon einen augengesteuerten Computer genehmigt bekommen, weil – wie bekannt – Sprache am Telefon und auch sonst anstrengend und unverständlich ist. Aber die Kasse scheint halt gerne mit mir zu telefonieren. Grundsätzlich völlig in Ordnung, so können Dinge gleich und persönlich geklärt werden und in diesem Fall hatten wir alle Glück, denn Matthias war in der Nähe und bekam mein Handy in die Hand gedrückt.

 

Als ich die Diagnose ALS erhielt sind Matthias und ich in eine hektische Betriebsamkeit verfallen um nicht über die Konsequenzen nachdenken zu müssen und so wurde der Treppenlift, über den ich ja schon umfangreich berichtet habe geplant, wir planten ursprünglich das Bad umzubauen – und Matthias plante seinen Ausstieg aus dem Berufsleben. Und DAS war uns das wichtigste überhaupt. Zeit kann man nicht in Geld aufwiegen. Die Zeit, die uns verbleibt noch zusammen verbringen zu können, morgens gemeinsam zu frühstücken, Einladungen zu jeder Tageszeit annehmen zu können, Reisen zu unternehmen, die uns noch möglich sind…..

 

Dieser Ausstieg bedeutete aber auch einen finanziellen Engpass in 2 Jahren, wenn die Freistellung von Matthias endet, ihm bis zur Rente aber noch 16 Monate fehlen. Und so rechneten wir vorwärts und rückwärts und ich suchte nach Alternativen zum Badezimmerumbau, der ein Komplettumbau geworden wäre und wenn ich dann die Radieschen von unten betrachte steht Matthias allein in einer riesigen Behindertendusche…. Alles irgendwie doof.

 

Also kam ich – wie schon berichtet auf die Idee eines Badewannenlifters. Die Verordnung zu bekommen war überhaupt kein Problem… ABER: wir haben ein Fertighaus und die Badewanne steht halbrund unter einer Dachschräge. Statisch können wir nicht in Außenwand (ist ja nicht gemauert) und so hampeln wir seit Februar /März mit diversen Firmen an unterschiedlichen Lösungen. Leider winkte eine Firma nach der anderen ab – Problem nicht lösbar.

 

Letztendlich haben wir dann doch mit der ersten Firma, die bei uns war mit viel Getüftle eine Lösung gefunden und jetzt – 4 Monate später konnte der Kostenvoranschlag bei der Kasse eingereicht werden.

 

Und schon klingelte mein Telefon! Ob wir denn auch über andere Möglichkeiten – zum Beispiel die eines Duschbettes nachgedacht hätten? – Äh…nein! Duschbett? Ja – ein mobiles Plastikbett mit Hebevorrichtung. Ich hab mir das im Internet angeschaut, sieht in der Tat nicht blöd aus, hat halt die Größe eines Bettes und bei allem was Recht ist, ein Bett hätten wir jetzt beim besten Willen nicht ins Bad bekommen. Ja…. sprach der Sachbearbeiter – vielleicht in einem Gästezimmer? Ja klar, Platz wäre da – aber wie kommt das Wasser rein und wieder raus? Das sah er ein, das ist in der Tat ein kleines Problem. Ich sah mich schon abends vor dem Fernseher im Wohnzimmer in meiner neuen Badewanne planschen und Matthias kippt eimerweise heißes Wasser rein – und was noch lustiger ist – anschließend wieder raus. Am besten bleib ich den ganzen Sommer gleich drin hocken, das macht man doch nur einmal! Ich kicherte etwas ungläubig vor mich hin….

 

Danach wurde dann noch über den eingereichten elektrischen Antrieb meines Leichtrollstuhls diskutiert. Billiger wäre natürlich ein kompletter Elektrostuhl. Nur was soll ich mit dem riesen Teil. Das bekommen wir nicht ins Auto (gut, das ist der Kasse jetzt Banane) und im Haus dötze ich vermutlich auch überall an – geschweige denn komme ich den 18.000 Euro-Plattformlift rauf. Ich könnte damit ein bisschen in der Nachbarschaft rumfahren und die Nachbarn voll krächzen. OK – ich könnte selbstständig auf unserem Bauernhof Eier einkaufen fahren – aber damit hätte sich der Sinn eines reinen großen, schweren E-Rolli auch schon erledigt.

 

Aber ich habe eine tolle Krankenkasse. Heute war die Bewilligung für den Wannenlifter in der Post und für die Umrüstung auf den E-fix bin ich auch guter Dinge!

 

 

...so...alle alten Gästebucheinträge "gerettet" und auf die Seite "Gästebucheinträge" gepackt. Unten gehts halt von vorne los!

 

 71.  …und was mach ich jetzt? 19.06.2017

 

Seit mehr als einem halben Jahr planen meine Freundinnen und ich zusammen mit dem Vorstand des Aschaffenburger Golfclubs das Turnier: Preis des Vorstandes – „ALS Charity“ und die Planung nahm in den letzten Wochen zunehmend Fahrt auf. Wir hatten unglaublich tolle Sponsoren, die zum Teil wirklich viel Geld an den Verein „Chance zum Leben ALS e.V.“ oder an die ALS Forschung der Charité Berlin gespendet haben. Wir hatten Sponsoren, die unsere Tombola bestückt haben und wir hatten einen Puttwettbewerb, der allen Teilnehmern nicht nur viel Spaß machte, sondern der uns auch über 1000 Euro einspielte! Das alles musste organisiert werden, die Sponsorenwand musste gestellt werden, ein Zelt wurde aufgebaut, Schilder bemalt, Kuchen gebacken, Tee-Geschenke für über 100 Personen gepackt und Tombola Preise abgeholt werden. Wir hatten großartige Musiker mit einer sensationellen Sängerin und ein bekannter hiesiger Moderator führte unterhaltsam durch die Tombola.

 

Wir standen morgens um 9 Uhr Gewehr bei Fuß und ich habe mich sehr gefreut, fast jeden Turnierspieler einzeln begrüßen zu können und die Tee-Geschenke überreichen zu dürfen.  

 

Bei der Ansprache unseres Präsidenten musste ich dann zum ersten Mal das Pipi in den Augen niederkämpfen. Aber nur kurz und als das Turnier los ging suchte ich mir ein schattiges Plätzchen und verbrachte dort den ganzen Tag. Von lieben Golffreunden, die direkt am Golfplatz wohnen bekamen wir einen Schlüssel, damit ich dort auf Toilette gehen kann, die Klos des Clubs waren für mich im Keller unerreichbar. Darüber war ich sehr froh – und es hat wieder mal gezeigt was Matthias und ich für ein Team sind. Beim ersten Gang wollte ich unbedingt die Gästetoilette benutzen, ich finde man dringt im Bad immer so sehr in die Privatsphäre ein. Wir haben es auch hinbekommen, da ich aber beim Laufen (wenn man das denn überhaupt noch so nennen kann) an Matthias‘ Hals hänge und wir nach einer inneren, nur uns bekannten Melodie ans Ziel tänzeln blieben wir erstmal in der etwas schmalen Tür stecken. Danach plumpste ich im freien Fall auf ein „normal“ hohes Klo. So tief saß ich schon Monate nicht mehr und ich kam mir vor wie eine 2-jährige auf dem Töpfchen. Und auch wenn ich etwas abgenommen habe, bin ich immer noch weit von einem Leichtgewicht entfernt und Matthias leistete Schwerstarbeit, mich wieder auf die Beine zu bekommen. Zurück ploppten wir dann mit etwas Schmackes wieder durch die Tür und ich dachte – scheiß auf die Privatsphäre, das nächste Mal nehmen wir die breitere Tür ins Hauptbad. Der Weg ist hier zwar weiter – aber da müssen wir beim Hintänzeln halt die Melodie verlängern….. geht schon!

 

Unter meinem schattigen Baum mit freiem Blick auf das Grün des Lochs 18 konnte ich 17 Jahre Golferfahrung hervorragend anwenden und hatte bei vielen Annäherung die sichere Erkenntnis es vermutlich besser zu können – wenn ich es denn überhaupt noch könnte (zum Glück seht ihr alle nicht wie ich gerade beim Lügen rot werde) und ab und an konnte ich auch bewundernd applaudieren. Auf jeden Fall war ich über den ganzen Tag keine 5 Minuten allein und da ich die Klappe erst halten kann, wenn irgendwann kein Ton mehr rauskommt, war ich irgendwann nachmittags fertig mit Reden. Es tat alles weh, der Hals fing an zu krampfen und es musste dringend ein Entspannungsbier her 😉. Ich musste nur aufpassen, zu viel durfte es nicht werden, sonst hätte ich Matthias‘ Rücken mit zu häufigen Pieselgängen endgültig ruiniert.

 

Die Abendveranstaltung war großartig! Obwohl es an ALS nichts gibt, was man in irgendeiner Form schönreden kann und ich auf keinen Fall wollte, dass die halbe Veranstaltung nachher heult, ist es unserem Präsidenten in seiner Ansprache gelungen sachlich und doch persönlich zu sein.

 

Als ich ganz am Ende allerdings einen Blumenstrauß bekam und alle aufstanden und ich minutenlang stehende Ovationen bekam, war es mit meiner Fassung vorbei! Da kullerten die Tränen.

 

Am Ende des Abends war ich platt. Da war die New York Reise ein Spaziergang dagegen. Aber jede Sekunde hat sich gelohnt, ich bin glücklich, dass alles sooo gut geklappt hat und jetzt empfinde ich eine merkwürde Leere…..

 

Ich brauche langfristig eine neue Aufgabe!

 

....oh...ganz toll!!! Habe gerade alle meine Gästebucheinträge gelöscht :(

 

70.  Alkohol 16.06.2017

 

Zeitlebens habe ich mir gerne mal einen geschnasselt. Ich bin jetzt nicht stolz drauf und es war auch nie so, dass ich dauerbeschickert in der Gegend rumgetorkelt bin – ich hatte feste Grundsätze: Kein Bier vor Vier (Ausnahmen genehmigt) aber abends ein /zwei Gläser Wein waren Standard. Und irgendwann hat mal ein Arzt zu mir gesagt, wenn man 2 Gläser Wein zugibt sind es nicht selten eher 3 oder mehr. Seither gebe ich nie mehr als 2 zu …

 

In den ersten Jahren unserer Ehe war sonntags Sektfrühstück Pflicht. Und dann konnte es durchaus passieren, dass ich ein Mittagsschläfchen brauchte, wenn wir lange bei Frühstück saßen war die Flasche nämlich auch schon mal leer. War aber egal, außer einer Katze hatten wir ja niemanden zu versorgen. Als die Kinder kamen wurde es dann schon weniger und als wir anfingen jeden Sonntag auf den Golfplatz zu rennen war es vorbei mit Sekt zum Frühstück, dieses kleine weiße Scheisserchen von Kugel zu treffen bestimmte von da ab unser Leben. Die Kinder wurden zu Golf-Waisen (zum Glück gab‘s davon noch mehr im Club und sie konnten eine „Selbsthilfegruppe“ gründen) und wir versuchten anfangs sogar im Winter bei geschlossener Schneedecke zu spielen. Wir dachten, mit bunten Bällen wird’s schon gehen. Ja… tat es! Genau einen Schlag, dann kullerte der rote Ball unter den Schnee und tauchte erst beim nächsten Tauwetter wieder auf.

 

Dass ich an ALS erkrankt bin habe ich zwar ab Sommer 2015 gemerkt – aber für ein Jahr hatte ich noch die Hoffnung an den Nebenwirkungen der Krebs-Chemo zu leiden – und das hätte geheißen, die Beschwerden wären irgendwann auch wieder weg gewesen oder hätten sich zumindest nicht verschlimmert. Ab Juni 2016 fing aber meine Sprache schon an schleppender zu werden und da kam Freund Alkohol wieder ins Spiel – einige Freunde dachten sich: Oh…die hat heute aber schon früh zugeschlagen. Irgendwann wurde mir das im Büro unangenehm, und ich hatte das Gefühl, ich müsse meinem Chef erklären, keinen Flachmann in der Schreibtischschublade zu haben.

 

Mit zunehmender Krankheit ist sowohl mein Appetit als auch die Fähigkeit wirklich mehr als 2 Gläser Wein zu schaffen, abhandengekommen. Wichtig ist allerdings abends ein kleines Bier. Im Gegensatz zu früher kann ich danach nämlich besser sprechen. Scheinbar entspannt das Bier meine Muskulatur und besonders am Hals ist sie völlig verkrampft und somit klingt mein Sprechen extrem gepresst.

 

Gestern habe ich allerdings noch eine neue Erfahrung gemacht Es war den ganzen Tag sehr warm, ich konnte über Tag schlecht atmen und als es mir abends besser ging und Matthias eine Flasche kühlen Rosé Wein aufmachte schmeckte mir das so gut… also was soll ich sagen – ich hatte beim Zubettgehen eine ganze Flasche intus, ich war super lustig drauf, kippte im Bett einfach um, lachte mich dabei tot – und habe so gut wie lange nicht mehr geschlafen.

 

Die ganze Zeit habe ich bedauert auf unserer Kreuzfahrtreise meinen Reisepreis nicht mehr abessen oder -trinken zu können – aber vielleicht geht da doch noch was!

 

Pina Cõladas…..ich  kommmmeeeeeee

 

69.  Optik 12.06.2017

 

Heute war ich seit ziemlich genau 2 Monaten das erste Mal wieder auf der Waage. Und natürlich ist passiert, was meine Löcher in den Beinen und Händen vermuten lassen – ich habe ca. 3,5 kg abgenommen. Und – wohl wissend, dass es falsch ist – ich kann nicht anders: ich freu mich drüber. Allerdings hat die Freude einen fahlen Nachgeschmack, was da weg ist, ist nämlich überwiegend Muskelmasse. Mein Hintern zeigt mir beim Thema „schlanker werden“ wieder mal den Stinkefinger und durch meine Rumpfschwäche sitze ich überwiegend wie eine bucklige Schildkröte rum – was echt total beschissen (und irgendwie fett) aussieht. (Leider sehe ich mich immer im Schlafzimmerspiegel und frage mich ob die bucklige, zusammengesunkene Alte dort im Spiegel wirklich ich bin). Wenn ich Bilder von mir von vor 10 oder 15 Jahren betrachte kann ich gar nicht glauben, dass dieses Wesen das ich heute bin noch irgendwas mit der attraktiven und vor Leben strotzenden Frau von damals zu tun haben soll. Und noch etwas stinkt mir gewaltig. Wenn ALS schon meine Beine stilllegen kann – warum müssen dann die verdammten Haare noch drauf wachsen? Und warum stören die mich überhaupt noch?

 

Ich schminke mich schon seit Wochen nicht mehr. Nicht dass ich jemals einen Farbtopf benutzt hätte – aber ein bisschen Kajal und Wimperntusche gehörten Zeit meines Lebens zum festen morgendlichen Ritual. Heute würde ich mir die Wimperntusche vermutlich im ganzen Gesicht verschmieren – also lass ich es lieber. Ist schon lustig, dass die Eitelkeit auch nicht tot zu kriegen ist.

 

68.  ALS Charity  07.06.2017

 

So langsam bekomme ich immer mehr Verständnis für höfliche Menschen. Menschen, die andere ausreden lassen und ihnen nicht bei jedem Gedankenblitz übereifrig ins Wort fallen. Gut, höflichen Menschen sollte es nichts ausmachen, wenn ihre Gedanken nicht zum Tragen kommen oder alternativ müssen sie Atempausen der anderen schnell zu nutzen wissen.

 

Ich hatte bisher keine Ahnung wie das ist. Ich gehörte immer zu den Zwischenreinbrüllern. Ab und an hab ich mir einen Rüffel meines Mannes eingehandelt, manchmal auch nur einen resignierten Blick – aber egal, ich wurde immer los, was ich zu sagen hatte und da ich auch eine gewisse Lautstärke aufs Parket schmeißen konnte, konnte ich mir sicher sein, auch gehört zu werden.

 

Die Zeiten sind vorbei! Ich habe weder Lust noch Kraft alles zweimal zu sagen und ich kann mich mit Lautstärke auch nicht mehr durchsetzen. Und die SprachApp auf meinem Handy hört im Eifer des Gefechts erst recht kein Mensch. Nun, wer mich kennt, kann sich schon denken, dass mir das ÜBERHAUPT nicht passt. Mein Plan sind Bluetooth-Lautsprecher! Dann werden mich schon alle wieder hören – oder besser gesagt, mein Handy!

 

Und noch was ist doof! Ich war ziemlich gut im Gebrauch bissiger Kommentare, die ich aber so verpacken konnte, dass der andere nicht zwangsläufig beleidigt sein musste. Auch das geht – verdammt noch mal – nicht mehr! Ein gekrächzter frecher Kommentar kommt wie eine Beleidigung rüber (ich fürchte da wird auch der Lautsprecher für die SprachApp nichts ändern können). Und da bissige Kommentare, die als solche nicht erkannt werden, rüberkommen als wäre man bösartig frustiert und da ich eine Erklärung dann noch peinlicher finde, sollte ich das tun, was meine Logopädin immer von mir fordert:  Einfach mal die Fresse halten! (Gut, sie drückt es jetzt wesentlich gepflegter aus….  )

 

All diese Erkenntnisse kamen mir am Wochenende bei einer der letzten Besprechungen zu meinem ALS Charity Golfturnier. Ich bin so mächtig aufgeregt. Was als kleine Idee von mir startete hat eine große Dimension angenommen. Dank Manuela, die mir zu einer so lieben und engen Freundin wurde, und einer Handvoll weiterer Helfer wurde das Ganze eine wirklich große Geschichte.  Meine Mädels aus der Mannschaft und vom Damengolf backen und kochen was das Zeug hält um das Halfwayhouse zu bestücken, wir haben abends live-Musik, es gibt eine Tombola und ich kann kaum glauben, dass wir knapp 80 Preise dafür haben. Wir haben einen Puttwettbewerb mit einem tollen Preis – eigentlich 6 tollen Preisen und einen aus Rundfunk- und Fernsehen bekannten Moderator, der die Tombola moderiert.

 

Mein Trainer-Ehepaar bietet einen Schnupperkurs zum Preis von 35 Euro für 3 Stunden Golf an und spendet das Geld zugunsten ALS (es sind noch Plätze frei….. bitte anmelden!! Macht Spaß, ist für einen guten Zweck und alle Teilnehmer des Kurses sind zu Kaffee und Kuchen eingeladen – Anmeldungen entweder über mich per E-Mail oder direkt im Sekretariat des Aschaffenburger Golfclubs).

 

Eine ganze Menge Geldspenden sind schon beim Verein „Chance zum Leben ALS e.V“ und bei der Charité in Berlin eingegangen und ich bin einfach überwältigt von der Hilfsbereitschaft und der Unterstützung von Menschen und Firmen, die mich persönlich gar nicht so gut kennen – aber auch der Menschen, die mich viele Jahre bei meinem Lieblingshobby begleitet haben.

 

Und um den Bogen zu meinem Sprachproblem wieder zu spannen – diese Besprechungen verlangen mir sprachliche Höchstleistungen ab – denn natürlich habe ich wie immer meinen eigenen Kopf und den gilt es durchzusetzen…. Krächz…..LAUT KRÄCHZ!

 

67.  Alltag 03.06.2017

 

Wieder zuhause hat der ganz normale Trott einen schnell wieder im Griff. Ich hetze von Physio zu Ergo zu Logopädie. Donnerstag wurde mein Fuß geröntgt und ich darf endlich nachts den schweren Schuh aus lassen. Aber wie schon befürchtet hat es sich mit dem Laufen weitestgehend erledigt. An Matthias' Hals hängend gehen ein paar Schritte aber ich knicke zu oft plötzlich und ohne Vorwarnung ein um noch alleine zu laufen. Ich hab auch keinen Bock mehr auf Brüche und Prellungen. Und so schiebt Matthias mich auf dem rollbaren Toilettenstuhl in der Gegend rum und wenn er mal grad nicht hinschaut schubse ich mich allein in der Gegend rum. Das ist dann quasi mein Sportprogramm.

 

Gestern hat meine Logopädin festgestellt, dass ich ziemlich schlecht spreche. Das weiß ich zwar selber aber ich höre es nicht gern. Tatsache ist trotzdem, dass ich die Luft nach draußen presse und mein Sprechen wahnsinnig anstrengend ist und klingt wie eine Maschine. Jetzt hat sie mir einen Trick gezeigt, wie ich mich selbst vom Pressen ablenken kann. Indem ich mit der rechten Hand beim Spreche wedele geht das Sprechen leichter. Also… es würde leichter gehen, wenn ich vor lauter Lachen was rausbekäme. Ich muss nur Matthias‘ Gesicht sehen, wenn ich anfange zu wedeln und schon bekomme ich einen Lachflash.

 

Noch etwas Anderes hat mich diese Woche extrem erheitert. Momentan beziehe ich ja noch Krankengeld. Das gefällt der Krankenkasse verständlicherweise nicht und sie würde mich gerne in die Rente abschieben. Da ich die Krankenkasse als Solidargemeinschaft verstehe, habe ich dafür auch Verständnis. Allerdings darf die Krankenkasse mich nicht in diese Richtung schubsen – was sie aber darf ist, mich zu einer Reha aufzufordern. Wird diese vom Rentenversicherungsträger abgelehnt, muss dieser mich automatisch berenten. Also bekam ich irgendwann im Frühjahr die Aufforderung eine Reha zu beantragen. Und zwar nicht nur eine Reha für ALS sondern es sollte auch geprüft werden, ob eine onkologische Reha zu beantragen wäre. Nun hatte ich 2015 die Anschlussheilbehandlung in Freiburg und letztes Jahr zusammen mit Matthias 3 Wochen Schönhagen an der Ostsee, mir würde theoretisch noch eine Reha zustehen – aber onkologische Rehas zielen ausschließlich auf Konditionsaufbau auf. Also: Muckibude, Walken, Schwimmen, Gymnastik – ein bisschen Ernährung, ein bisschen Entspannung ein bisschen Psychologie……

 

Ich habe dem Antrag ein ausführliches Schreiben beigefügt, dass ich mit meiner ALS Erkrankung dazu wohl eher nicht mehr in der Lage bin.

 

Hat wohl keiner gelesen – fällt ja aus dem 08/15 Programm. Prompt liegt im Briefkasten ein Fragebogen für den behandelnden Arzt – nur für eine onkologische. ALS kannte der Sachbearbeiter entweder nicht oder er/sie war der Meinung, da ist eh nix mehr zu retten.

 

Hat schon mal jemand versucht bei seinem zuständigen Sachbearbeiter bei der Deutschen Rentenversicherung in Berlin anzurufen? Und? Durchgekommen? Also entweder liegt der Hörer daneben oder die kommen zu nichts anderem als zu telefonieren. Deshalb können Begleitschreiben vermutlich auch aus Zeitmangel nicht gelesen werden.

 

Ein kleiner verschmitzter Teil in mir würde es gern drauf ankommen lassen. Die würden extra Personal für mich brauchen – zum auf Toilette gehen, zum Duschen, zum ins Bett heben und wieder raus, zum Essen schieben und natürlich zum umfangreichen Sportprogramm bei dem ich mich gemütlich mit dem Rollstuhl in den Schatten stelle und bei einem Krimi schwitze.  Was für ein Schwachsinn!

 

Und überhaupt – ich hab keinen Bock mehr auf Reha. Ich habe alle Therapien hier vor Ort. Das Essen ist dort geschmacklich auch reine Glückssache. Freiburg war super, Schönhagen war überwiegend so lala…. Ich hab auch keine Lust 3 Wochen jeden Morgen um 7 oder früher aufzustehen, nur weil sich das Personal weigert später anzufangen. Die sollen mich meinetwegen in Rente schicken, ist mir egal – aber sie sollen mich mit dem Scheiß in Ruhe lassen. Ich mach lieber Reisen, die mir Spaß machen! Jawolllll!

 

66.  Quantenkybernetik 01.06.2017

 

Über Dagmar, eine Leidensgenossin, die ich in einer ALS Gruppe auf Facebook kennengelernt habe, wurde ich auf einen Heilpraktiker im Chiemgau aufmerksam. Dagmar erzählte, dass Andreas (der Heilpraktiker) mittels Quantenkybernetik einen Prozess auslöst, der die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren kann. Sie arbeitet bereits mehrere Jahre mit ihm und seitdem hat sich der Verlauf der Krankheit bei ihr nach eigenen Aussagen drastisch verlangsamt. Ich bin jetzt kein leichtgläubiger Mensch und ich habe schon mal darüber geschrieben, dass ich nicht verstehe warum manche Menschen Medikamente, die zwar nicht heilen können aber zumindest durch Studien bewiesenermaßen eine Verlangsamung in Gang setzen, ablehnen um irgendwelches anderes Zeug zu schlucken, das mindestens genau so wenig bringt. Aber… der Glaube versetzt bekanntermaßen Berge und wenn man mit dem Rücken an der Wand steht, sind manchem die Mittel egal.

 

Und da ich ein offener Mensch bin, der auch an Dinge glaubt, die sich außerhalb meines Intelligenz- und erlernten Bereiches befinden (und mit dem Begriff „Quantenkybernetik“ konnte ich nun wirklich nichts anfangen) und da auch ich mit dem Rücken zur Wand stehe, dachte ich: DAS probiere ich jetzt mal aus.

 

So habe ich Andreas also angerufen und mit ihm eine Therapiewoche Ende Mai ausgemacht – und die habe ich gerade absolviert. Seit gestern sind wir wieder zuhause und ich bin noch damit beschäftigt zu verarbeiten, was ich in über 15 Stunden Therapiesitzung über mich erfahren und gelernt habe.

 

Andreas hat uns eine wunderschöne Ferienwohnung vermittelt, deren einziger Pferdefuß das etwas sehr niedrige Bett war. Matthias hat wirklich Schwerstarbeit geleistet um mich da immer raus zu bekommen. Um es ihm etwas leichter zu machen robbte ich mich erst auf eine Sitzerhöhung. Das war wirklich derart anstrengend, dass ich nachts überlegte, ob ich tatsächlich aufs Klo muss. Aber die Sauerei, die es verursacht hätte, nicht zu gehen stand dann doch in keinem Verhältnis zu meiner Anstrengung. Auf der anderen Seite hatten wir einen wunderschönen Garten und traumhaftes Wetter, es war einfach schön.

 

Andreas brachte mir bei in die Tiefen meiner Seele zu tauchen und zu verstehen warum ich bestimmte Verhaltensmuster in meinem Leben angenommen habe, er half mir meine falschen Schlussfolgerungen, die gewisse Erfahrungen in meinem „Stresshirn“ manifestiert haben, aufzuspüren und umzuprogrammieren und ich lernte, dass es funktioniert. Dass ich für mein Leben und alles was mit mir passiert selbst verantwortlich bin, nicht in dem Bewusstsein mir selbst zu schaden, sondern um zu überleben… oder wie in meinem Fall als Konsequenz meines Glaubens in einigen Teilen meines Lebens derart versagt zu haben und es nicht wert zu sein dafür etwas anderes als meinen eigenen Absturz verdient zu haben (An dieser Stelle empfinde ich immer Empörung .. sollte das tatsächlich stimmen – und der Skeptiker in mir ist noch nicht geneigt zu glauben …wie kann ein Mensch derart selbstzerstörerisch auf sich einwirken).

 

Aber egal was mich so weit gebracht hat in dieser Krankheit zu enden - ich habe mit dieser Therapie den Schlüssel erhalten, in meinem Leben aufräumen zu können. Mich selbst zu akzeptieren und meinen Frieden mit mir selbst machen zu können. Ich habe gelernt, dass die Kränkungen anderer Menschen ihren Ursprung in deren eigenem Drama haben und gar nicht zwangsläufig mit mir zu tun haben.

 

Mein Fazit nach dieser Woche: Nein, Andreas kann mich nicht heilen! Aber er hat mir beigebracht, dass nicht alles was mein Stresshirn glaubt auch unmittelbar mit ALS zu tun hat. Ich muss keine Atemprobleme bekommen, nur weil ein Arzt mich nach meiner Atmung fragt und mein Hirn einen Tag später der Meinung ist, dass dieses Symptom doch hervorragend zu der Krankheit passt. Er hat mir einen Weg gezeigt, nicht in dieser Krankheit zu versinken und sie mein Leben dominieren zu lassen. Er hat mich wieder daran erinnert, dass man nicht vor dem Tod sterben sollte. Und insofern war diese Woche extrem wichtig für mich!

 

65.  Urlaub zu viert 21.05.2017

 

Seit meinem Sturz mussten wir uns ja wieder mal neu sortieren. Da ich nicht mehr laufen kann bin ich mehr denn je auf Matthias angewiesen. Heißt wenn ich mal muss rufe ich: „Schaaatz, ich muss mal!“ Da kommt mein Göttergatte angelaufen, hievt mich aus dem Sessel, wackelt mich mehrere Mal in der Gegend rum (zwecks Bewegung) dann tanzen wir stehbluesmäßig eine viertel Drehung Richtung Toilettenstuhl, dann zieh ich mir die Hose runter, dann bekomme ich einen Anschiss, weil ich immer nach hinten gucke (was ich nicht soll) und dann bugsiert er mich auf den Stuhl, fährt mich Richtung Klo, schiebt mich über die Schüssel und anschließend geht das ganze Retour.

 

Das mit dem Hochhieven klappt meistens sehr gut (vor allem nachdem ich kapiert habe wo ich mich am besten an ihm festhalte) manchmal – an meinen schlechten Tagen – hänge ich allerdings im Arm wie ein nasser Sack Sand und dann hat er ganz schön seine Last mit mir. Prompt hat er im rechten Arm auch schon eine Überlastung. Hilft aber nix…. aufs Klo muss ich ja trotzdem.

 

So, nun hatten wir an der Nordsee ja ein wunderschönes Ferienhaus mit Elke und Volker und irgendwann fiel mir ein….hoppla…. wenn ich auf die Keramik muss, muss Matthias mich entweder 2 mal mehr hoch heben – Sessel – Toilettenstuhl – vor der Toilette nochmal hoch und Hose runter und wieder retour. Oder – einmal weniger – Hose gleich runter und meiner Schwester und meinem Schwager meinen nackten Hintern präsentieren. Eieiei…… Würde vs. Verschleiß meines Pflegers! Ich habe mich für die Schonung von Matthias‘ Arm entschieden, bedauert, keinen J.Lo – Hintern zu haben und Volker hat freundlicherweise immer interessiert die Schafe draußen betrachtet, wenn ich mich entblößt habe.

 

Meine Freundin Christiane, mit der ich seit 43 Jahren befreundet bin und die gerade aus Canada eingeflogen ist um uns zu besuchen, muss da übrigens auch gerade durch. Und ich muss wirklich sagen – Schamgefühl wird völlig überbewertet und man muss es sich leisten können. Manchmal muss man einfach die Arschbacken zusammenkneifen und durch. Und es wird mit jedem Mal einfacher!

 

Achso und noch was. Meine geliebte Schwester Elke hat sich beschwert, dass ich noch kein Bild von ihr im Blog habe…. Das geht ja gar nicht, wird sofort geändert!

 

 

64.  kurz mal daheim 19.05.2017

 

Manchmal wird mir bewusst, wie mir die Zeit unter den Fingern davon fließt. Schon wieder ein Urlaub vorbei – Dinge auf die ich mich freue kommen und sind schneller vorbei als bis 3 zählen kann und dabei schreitet diese Krankheit unbeirrt voran und es interessiert sie einen Scheiß, dass ich noch so viele Pläne habe und nicht weiß, ob ich das alles noch so realisieren kann. Aber manchmal muss ich mich auch selbst in den Arsch treten und einfach sehen was noch geht.

 

Einzig mein Fuß hat eine eigene Zeitrechnung. Er dümpelt gemütlich in seinem Plastikschuh vor sich hin und ärgert mich jede Nacht, wenn ich mich umdrehen will…. Nicht genug, dass ich eh schon kaum noch von rechts nach links komme…nein, ich habe auch noch ein Gewicht dranhängen – da würden sich alle Mafia–Killer freuen, die mich versenken wollten – Beton gespart! Und ich habe noch weitere 2 Wochen mit dem Ding – seufz!

 

Ja und die Woche im Norden war toll. Das Klima ist appetitanregend – soll heißen ich habe gut gegessen. Ist für mich immer noch extrem komisch, nicht abnehmen zu dürfen. Wenn ich mich auf Bildern sehe denke ich regelmäßig wie schön so 10 kg weniger doch wären. Auf der anderen Seite…. wen zum Teufel interessierts? Gut – ich gehe auch noch zur Kosmetikerin. Könnte ich mir theoretisch auch sparen.  Die Eitelkeit stirbt scheinbar langsamer ….

 

Gestern waren meine Freundinnen Elke und Sabine hier. Sie hatten mir angeboten, mir die Haare zu schneiden und mir Strähnchen zu machen. Nun ist es ja nicht so, dass die beiden das nicht können. Sie haben es beide mal gelernt. Trotzdem hatte ich leichte Bedenken. Mit Frisören habe ich schon die eine oder andere interessante Erfahrung gemacht und hier hätte ich im Falle eines Misserfolges gleich ein doppeltes Malheur gehabt. Eine doofe Frisur und 2 Freundinnen, die ich in meiner unnachahmlichen Weise angepupst hätte. Aber – au contraire – die beiden habens echt drauf und jetzt natürlich das Problem, dass sie einen neuen Job haben. Super gemacht Elke und Sabine!!! Wenn meine Hoffnung auf die Therapie am Chiemsee erfüllt wird, dann haben die beiden hoffentlich noch viele Jahre mit mir zu tun!!!

 

63.  Dagebüll   13.05.2017

 

Vergangenen Mittwoch haben wir uns Richtung Norddeutschland auf den Weg gemacht. Eigentlich wollten wir mit Elke und Volker ein paar Tage auf Sylt verbringen. Aber finde mal eine barrierefreie und vor allem bezahlbare Unterkunft für nur 4 Tage auf Sylt. Die einzige, die wir gefunden haben hat uns 2 Stunden nach Buchung wieder abgesagt. Denen waren wir wohl nicht lange genug da. Und so wurde es statt Sylt halt Dagebüll. Das ist jetzt zwar nicht auf einer Insel – aber wir wohnen direkt hinterm Deich und gestern Abend haben uns die Schafe eine Peepshow geliefert. Ein Bock war wohl schwer verliebt und versuchte verzweifelt auf seine Angebetete zu kommen. Die hatte aber offensichtlich entweder ihre Tage oder Migräne und legte sich – nachdem er nicht abzuschütteln war -  einfach hin und damit wars das dann wohl für ihn. Und dann passierte, was gelegentlich auch bei den Menschen passiert – bevor das Mädel daneben sich versah, sprang er halt auf die….. das war jetzt nicht unbedingt ein Beispiel für die wahre Liebe.

 

Dieser Urlaub hier im Norden ist aber nicht das einzige Highlight dieser Reise. Seit 7 oder 8 Jahren habe ich eine Facebook-Freundin, sie heißt Rosi und wir kennen uns noch von der Plattform „Wer-kennt-wen“. Rosi hat mich schon während meiner Krebstherapie treu begleitet und das hat sich auch bei ALS nicht geändert. Und Mittwoch haben wir uns nach all den Jahren zum ersten Mal getroffen. Das ist normalerweise nicht ganz unproblematisch. Wir kennen uns zwar extrem gut und wissen wie die andere tickt – aber man kennt die Stimme nicht, den vielleicht ausgeprägten Dialekt und auch die ganz persönliche Ausstrahlung  kommt bei Facebook möglicherweise anders rüber. Aber nichts davon war der Fall! Das war meine Rosi wie sie leibt und lebt. Und so wie ich sie in meinem Kopf hatte!

 

Und mit Marion war es genauso! Marion hat ALS wie ich und wir sind extra einen Tag früher gefahren, um Marion in Hamburg zu treffen. Mit Marion (und Michelle – die ich noch nicht kenne – auch ALS) kann ich lachen! Ein schwarzer, sarkastischer böser Humor verbindet uns. Wir sind die „Ins-Gras-Beißer-Bande“. Michelle ist unsere Gründerin. Das wir uns bald eine Etage weiter oben treffen versuchen wir so gut es geht zu ignorieren. Wir versuchen nicht darüber nachzudenken, wer die erste ist, die sich vom Acker macht und wer sich von wem als erstes verabschiedet. Ich habe das schon mal erlebt. Soulmate Lisa aus dem Odenwald. Ich hatte sie Ende Dezember besucht. NIEMALS hätte ich damals gedacht, das es das erste und einzige Mal bleibt. Im März ist sie gestorben und ich war einfach nur geschockt. Aber so ist das nun mal mit dieser Scheißkrankheit. Die wenigstens haben einen wirklich langsamen Verlauf der sich ala Hawkings über mehrere Jahre hin zieht.

 

Das erinnert mich daran, dass ich diese Firma in den USA anschreiben will – die dieses neue Medikament gegen ALS in den USA produzieren, welches von den US Behörden frei gegeben wurde. Leider ist es für den europäischen Markt noch nicht zugelassen. Ich könnte es besorgen aber die Behandlungskosten müssen selber getragen werden und belaufen sich auf 130 000 Euro pro Jahr. Wenn es heilen würde, wäre mir das egal  - dann würden wir das Haus verkaufen und es probieren. Aber auch dieses Medikament zögert die Krankheit nur hinaus. Und dafür sind mir 130 000 € pro Jahr einfach zu viel. Ich habe nicht vor, meinen Mann mit meiner Krankheit in den finanziellen Ruin zu treiben. Aber ich kann ja mal ein bisschen rum jammern und nachfragen, wann sie gedenken den Antrag zu stellen, das Medikament für den europäischen Markt zuzulassen. Außerdem hege ich immer noch große Hoffnung auf meine Selbstheilungskräfte, die ich mit Hilfe von Andreas Jell Ende Mai zu aktivieren hoffe.

 

So und jetzt werden wieder Schafe geguckt…..

 

 

62.  Schiffsreise   12.05.2017

 

Jetzt hatte ich tatsächlich ein paar Tage einfach keine Lust zu schreiben. Mir ist auch nichts eingefallen. Das Hickhack um unsere Schiffsreise im Juli ans Nordkap hat so genervt, dass ich überhaupt keine Lust hatte, mich damit im Blog auseinander zu setzen. Das ist nämlich alles irgendwie doof. Es ist deshalb doof, weil keiner – auch nicht ich selbst – in der Lage ist, mir zu sagen, wozu ich im Juli noch fähig bin. Dieser Scheiß Beinbruch hat mich krankentechnisch derart nach vorne katapultiert, ich vermute mal, dass es mit dem Laufen vorbei sein wird. Wichtig wäre jetzt zu wissen… kann ich dann noch alleine stehen? Das ist nämlich essentiell für unsere Schiffsreise.

 

Gleich nach meinem Sturz habe ich gedacht, dass die gebuchte Verandakabine auf der MeinSchiff1 hakelig werden könnte. Sehr schmale Türen und ins sehr kleine Badezimmer auch noch eine Stufe…eieiei…. das könnte schief laufen. Also haben wir sofort im Reisebüro angefragt, ob noch eine behindertengerechte Kabine frei ist. Und JA …. es waren sogar noch 2 frei. Wir konnten unser Glück gar nicht fassen und füllten sofort den Antrag aus. Da wir eine knappe Woche nichts hörten gingen wir davon aus, dass alles in Butter wäre. Als unser Reisebüro aber vorsichtshalber nachfragte, hieß es ällerbätsch, Spaß Spaß, die Kabinen sind weg und zwar nicht an uns ….

 

Nun sind die behindertengerechten Kabinen auch nicht unbedingt unsere Wunschkategorie – von Veranda auf Außenkabine ohne Balkon zu gehen – das ist schon ein Rückschritt. Aber – ich werde diese Reise auf keinen Fall zu einem späteren Zeitpunkt nachholen können. Ich habe den blöden Verdacht, bald wieder zur Überprüfung der Atmung in Rummelsberg zu landen – und ich fürchte dass ich dann mit einem Beatmungsgerät – zumindest für nachts – nach Hause komme. Und all inklusiv macht auch nicht wirklich Spaß, wenn die Nahrung überwiegend püriert oder durch den Bauchnabel aufgenommen werden muss. Wobei - ich habe schon darüber nachgedacht, die PinaColadas mit der Spritze aufzuziehen und sie ebenso durch den Bauch direkt zu konsumieren. „Gehen Sie sofort in den Magen, gehen Sie nicht über Los – ziehen Sie nicht 4000 Mark ein“. Könnte auf dem Schiff eine Schockwelle auslösen – sehr reizvoller Gedanke!

 

Unser erster Gedanke war, zu stornieren …. aber…. wo ein Wille ist, ist ein Gebüsch. Ich nenne ja seit kurzem nun auch einen Toilettenstuhl mein eigen und der ist wesentlich schmaler als der Rollstuhl – und auch wendiger. Wir haben uns also von der Reederei sämtliche Kabinenmaße geben lassen und – es wird eng aber es müsste gehen. Voraussetzung: ich bleibe von alleine stehen, wenn Matthias mich an die Wand lehnt! No risk no fun…. Wir probieren das jetzt einfach! Wir bräuchten höchstens einen Möbelwagen für die Anreise – aber selber schuld, wenn die Kabinen anderweitig vergeben wurden!

 

Ja und im Moment sitzen wir in einem wunderschönen Ferienhaus an der Nordsee und beobachten Schafe vor dem Deich vom Wohnzimmerfenster aus…..määäähhhh!

 

61. Umstellungen   05.05.2017

 

Es ist ja nun nicht so, als ob wir nicht in den letzten Monaten bewiesen hätten, wie wahnsinnig flexibel wir sein können. Aber irgendwann ist auch mal gut! Schlimm genug, dass diese Scheiß-Krankheit viel zu schnell voranschreitet – nein, irgendwer schüttet uns auch noch Brandbeschleuniger über die Rübe. Von einem Tag auf den anderen kann ich nun nicht mehr laufen…und nicht nur das! Ich kam mit einer Blasenentzündung nach Hause und jeder der das schon mal hatte, weiß was das bedeutet. Zum einen Antibiotika (ich hasse Antibiotika –aber welche schnelle Alternative hatte ich?) von denen war mir permanent schlecht. Zum anderen – alle 45 Minuten aufs Klo… auch nachts. Und da ich ja keinen Schritt alleine machen kann, schob mich mein armer Mann ununterbrochen im Haus rum. Dazu kamen Kreislaufprobleme und Probleme mit dem dämlichen Schuh am Fuß eine einigermaßen bequeme Schlafposition zu finden.

 

Nach der ersten Nacht waren wir beide völlig fertig. Und immer, wenn es mir nicht gut geht verlässt mich mein Optimismus. Matthias war müde und schlecht drauf – ich auch und da habe ich überlegt, wie lange wir das noch durchhalten. Ausgerechnet ich, die immer für durchhalten und stark sein und nicht unterkriegen lassen plädiert… ich habe Phasen in welchen ich einfach keinen Bock mehr habe. Zu Wissen, man wird hilfsbedürftig und völlig unselbstständig und dann aber in der Situation zu stecken sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe.

 

Nachdem ich die Blasenentzündung überstanden hatte stand schon ein Schnupfen in den Startlöchern und rief freudestrahlend: Hatschi – da bin ich! Grundsätzlich kein Problem, ist ja keine tödliche Männergrippe. Ich machte mir nur Sorgen, dass sich das Ganze auf die Bronchien schlägt und das hätte ein wirkliches Problem mit der Atmung werden können. Also: Literweise Ingwer-Zitronen-Honig-Tee und eine Überdosis Schüssler 3! Und hey!! Ich hab’s geschafft und bis auf eine wunde Nase ist wieder alles gut. Seit gestern schmeckt mir das Essen wieder und Halleluja… nach 14 Tagen Alkoholabstinenz schmeckte sogar ein kleines Bier. Und heute habe ich doch tatsächlich Lust auf ein Glas Sekt!

 

Was habe ich also wieder mal gelernt? Scheinbar ist meine Stimmung stark von meiner Fähigkeit Essen und Trinken zu können abhängig. Nur noch schwer sprechen zu können empfinde ich zwar auch als belastend – aber bis jetzt krächze ich mich noch recht verständlich durch die Landschaft – und wenn das gar nicht mehr geht muss meine Umwelt halt warten bis ich getippt habe was ich sagen will! Müssen sich halt alle disziplinieren….lach!

 

60. Krankenhaustage 2   01.05.2017

 

Das Gespräch zwischen Mutter und Sohn begann so:

Er: „Mami, weißt Du warum Du auf dem Gang lagst?“

Sie: „Die mögen mich nicht“

Er: „Nein, Du hast versucht aufzustehen, das darfst Du aber nicht – Dein Bein ist gebrochen!“

Sie (völlig entrüstet): „Mein Bein ist doch nicht gebrochen! Wer sagt denn sowas?“

Er: „Doch Mami, Dein Bein ist gebrochen, es wurde geröntgt“

Sie: „Wann soll das denn passiert sein, das weiß ich ja gar nicht“

Er: „Heute Nacht vermutlich“

Sie: „Ich muss zur Toilette – hilf mir mal raus“

Er: „Mami, Du hast einen Katheder Du kannst es laufen lassen“

Sie: „Laufen lassen – also wirklich nicht“

Er fotografiert den Katheder, den sie nicht sehen kann und zeigt ihr das Bild.

Sie: „Dann muss ich groß – hilf mir auf die Toilette“

Er: „Nein, Du darfst nicht aufstehen, Du hast Dein Bein gebrochen!“

Sie: „Ich hab mein Bein gebrochen? Wann soll das gewesen sein und wer sagt das?“…..

 

Diese Unterhaltung brachte in den nächsten 2 Stunden keine nennenswerte neue Erkenntnisse – nur dass ich irgendwann anfing schallend zu lachen. Als mich der irritierte Blick des Sohnes traf habe ich mich sofort entschuldigt, irgendwas von Situationskomik gemurmelt und versucht mich auf das Fernsehprogramm zu konzentrieren, sonst wäre ich lachend aus dem Bett gefallen.

 

Lustig war dann auch die nächste Sequenz.

Sie: „Die Dame neben mir möchte schlafen“ (nein – wollte ich nicht)

Er: „Die Dame heißt Frau Bohn und ist supernett“ (wir hatten uns zwischenzeitlich nett unterhalten)

Sie: „Wie? Supernett? Die Dame heißt Supernett?“

Ich nickte heftig mit dem Kopf!!!

 

Er versuchte Sie dann noch zu überreden 20 Euro in die Kaffeekasse der Station zu werfen, damit die Schwestern ihr vielleicht wohl gesonnener wären. Da wurde sie auf einmal ziemlich klar und meinte „10 reichen ja wohl auch!“. Er hat ihr trotzdem 20 aus dem Geldbeutel genommen und behauptet das wäre der Wunsch der Mutter. Die Schwester hat versucht es liegen zu lassen – hätte aber auch blöd ausgesehen und so steckte sie es seufzend ein.

 

Das Ende vom Lied – sie hatte auch lichte Momente und war im Grunde eine sehr liebe, verwirrte und sehr anstrengende ältere Dame. So hielt sie sich und mich für 88 Jahre alt– nur ich war scheinbar geliftet. Was übrigens zu der Praktikantin passt, die meinen Mann als meinen Sohn bezeichnete. Wenn Blicke hätten töten können wäre die Welt um eine Praktikantin ärmer. Zum Glück funktioniert das nicht – das Mädel war sonst top!

Außerdem gibt es in dem Altersheim meiner Bettnachbarin tatsächlich eine Mitbewohnerin, die schon 214 Jahre alt ist!!! Donnerwetter!

Irgendwann forderte sie mich auf, sie im Altersheim besuchen zu kommen. Das fand ich ja total süß! Aber da die Chancen gut stehen, dass sie dann keine Ahnung hat, wer ich überhaupt bin, macht das wohl wenig Sinn.

Ja und nach 5 Tagen war es dann soweit. Nachdem sich der Pflegedienst bei Matthias erkundigt hat, dass ich zuhause gut versorgt bin, durfte ich auch Freitag nach Hause. Und das war dann wieder eine ziemliche Umstellung in unserem Leben.

 

59. Krankenhaustage 1  30.04.2017

 

Das Aschaffenburger Klinikum kenne ich zur Genüge als Besucherin meiner Mutter.  Während ihrer Krebstherapie verbrachte Sie einzelne Wochen dort um ihre Chemotherapie zu absolvieren und später musste sie zur Nachsorge immer wieder einzelne Tage dort verbringen. Und sie lies nicht ein einziges gutes Wort über das Klinikum fallen.

 

Nun – ich kannte meine Mutter gut und dachte oft: Wie es in den Wald reinruft, schallt es zurück. Trotzdem hat sie mich mit ihrem permanenten Genöle natürlich negativ beeinflusst und so  war ich nicht amused Sonntagnacht dort zu landen.

Ich hatte aber schon mal das große Glück, dass in der Notaufnahme so gut wie nichts los war. Ich wurde sofort geröntgt und alle waren wirklich super lieb zu mir. Ebenso auf der Intensivstation, ich wurde von vorn bis hinten gepampert, das Frühstücksbrötchen wurde geschmiert und ich fühlte mich bestens aufgehoben! Für 11 Uhr war meine Verlegung auf die Station geplant.

 

Als ich hier ankam, war das Zimmer noch nicht fertig und ich dachte „Oh, jetzt Mutter – jetzt geht es mir wie Dir – stundenlang auf dem Gang liegen und kein Mensch hat Zeit“.  Aber auch hier wurde ich eines Besseren belehrt – es dauerte keine 10 Minuten, da war ich in meinem Zimmer und fand eine sehr nette ältere Dame vor, die leider am nächsten Tag entlassen wurde.

Ihre Nachfolgerin war dann echt der Hammer! Wieder eine ältere Dame die flach im Bett lag. Auf mein: „Hallo, ich bin Eva Bohn! „kam ein „ich verstehe sie nicht“…. Ich also – räusper räusper und dann ganz langsam und so deutlich ich konnte: „mein Name ist Eva Bohn“…. Wieder ein Blick als ob ich Esperanza spreche „Ich verstehe nicht!“. Gut, dachte ich – rutsch mir den Buckel runter, dann sag ich halt nix, ist eh besser für mich.

 

Im Laufe des Nachmittags bekam ich mit, dass die Dame in ihrem Altersheim gestürzt war und sich den Oberschenkel gebrochen hat. Leider konnte sie sich daran weder erinnern, noch glaubte sie es. Genau wie mir hatte man ihr einen Katheder gelegt, da sie das Bett nicht verlassen durfte aber auch das hatte sie nach kürzester Zeit vergessen und versuchte in regelmäßigen Abständen aufzustehen um auf die Toilette zu kommen. Dabei entstand jedesmal die Diskussion um ihren Oberschenkelhalsbruch und sie musste regelmäßig den Katheder sehen um zu glauben, dass sie einen hatte.

 

Außerdem musste ich ihr gefühlte 100 mal erklären mit welchem Knopf sie die Schwester rufen kann (was sie auch regelmäßig tat) und als Matthias kam versuchte sie ihn zu ihrem persönlichen Adjutanten zu machen was bei Matthias ja wunderbar klappt – alle die ihn kennen wissen wovon ich spreche!!! Irgendwann war es dem Pflegepersonal zu viel. Die permanenten Ausbruchsversuche meiner Bettnachbarin hielten die  halbe Station auf Trab und irgendwann wurde sie auf den Gang geschoben, damit man sie besser im Blick hat und weitere Unfälle  vermieden werden konnten. Ich schickte ein freundliches „die dürfen sie gerne behalten“ hinterher und weg war sie.

 

Leider nur ungefähr eine Stunde! Dann kam der Sohn, machte Rabatz und schwupps, hatte ich sie wieder am Hals. Allerdings …. Hätte ich die nun folgende Unterhaltung zwischen Mutter und Sohn nicht mitbekommen – ich hätte etwas verpasst! Ich habe fast ins Kissen gebissen vor Lachen……aber darüber mehr beim nächsten Mal!

 

 58. Mannomann! 28.04.2017

 

Das es immer anders kommt als man so plant, bin ich zwischenzeitlich ja gewohnt.  Aber – zum Kuckuck – es könnte ja auch mal positiv anders kommen. Obwohl, ich darf nicht undankbar sein, Matthias‘ Abschlussuntersuchung war perfekt! Endlich eine Baustelle geschlossen.

 

Ja – und wer mich vergangenen Mittwoch auf RTL „Punkt12“ gesucht hat, wird festgestellt haben, dass ich wohl nicht da war!

 

Ich meinte nämlich Sonntag Nacht beim Zubettgehen mal wieder stürzen zu müssen. Trotz Rollators knickte mein linkes Bein weg, machte eine hässliche Drehung und ich knallte mit voller Power mit dem Hinterkopf auf die Badezimmerfliesen. Ich war selber so geschockt, dass ich zähneklappernd einfach liegen blieb. Matthias und Elke machten die Erstversorgung und dann rief Matthias den Notarzt und so wurde ich mitten in der Nacht ins Klinikum Aschaffenburg transportiert.  Im Rettungswagen hatte ich kurzfristig die Hoffnung, dass ich mir „nur“ ein Band gerissen hätte aber nach dem Röntgen stand fest: Sprunggelenk ist gebrochen – muss sofort operiert werden.

 

Na toll! Vor Narkose habe ich einen Heidenschiss. Sagt man doch, dass danach bei ALS wieder mehr ausfällt als notwendig gewesen wären. Also besprach ich mit der Anästhesistin eine spinale Betäubung vorzunehmen. Ja….und dann lag ich da. Konnte ab Bauch nix mehr bewegen und hatte das Gefühl, dass beide Beine auf dem OP-Tisch lagen. Allerdings sah ich ab und an ein rot eingepinseltes Bein in der Luft schwenken und fragte mich wo DAS denn bitteschön her kommt.

 

Da ich äußerst unbequem lag, zappelte ich mit allem was ich bewegen konnte unaufhörlich rum und irgendwann rutschte der Vorhang, der mich daran hinderte meiner eigenen OP zuzusehen, runter. Ich zog noch ein Stückchen daran und schaute den beiden Operateuren interessiert zu. Nach ein paar Sekunden fragte ich, ob sie denn gut zurecht kämen? Fanden sie wohl nur mäßig witzig und zogen den Vorhang wieder hoch. Nach einer knappen Stunde war ich um 2 Schrauben und einen Nagel im Fuß reicher und wurde wegen meiner nachlassenden Atemleistung zur Überwachung erstmal auf die Intensiv geschoben.

 

Ich sehe gerade, daß ich eine neue Schrift habe - das war der erste Test mit meinem neuen Laptop. Jetzt kann ich im Wohnzimmer mit Fuß hoch arbeiten!

 

57.  Bye bye New York    23.04.2017

 

Nachdem Iris also heraus fand, dass  wir uns im falschen Appartement befanden, griff sie gleich zum Telefon und rief den vermeintlichen Mr. Hoon an. Iris ist mir in vielen Dingen ziemlich ähnlich! Heißt: wenn sie sauer ist, ist sie sauer und das kann man unmöglich ignorieren! Der falsche Mr. Hoon ging ans Telefon und Iris schnauzte erstmal: „Mit wem spreche ich überhaupt!“ Dummerweise wusste  Fake-Hoon wohl mit wem er es zu tun hat und antwortete: „Iris? – here is Hoon!“  Als Iris ihm die Sachlage erklärte holte Moonyhoony tief  Luft und fing an zu erklären. Iris schaltete auf Lautsprecher und wir saßen beide vor dem Handy und lauschten andächtig und mit hochgezogenen Augenbrauen den wirren Erklärungen von….Wemauchimmer! Es hatte was mit 25 Appartements zu tun und behindertengerecht und er dachte und er wollte und und und….. Und am Ende bot er uns ein paar Weinflaschen und eine Käseplatte – quasi als „farewell“ für den letzten Abend an, wir beratschlagten welchen Wein wir gerne hätten und verblieben, dass er uns „George“ schickt, der uns den Snack vorbei bringen sollte.

 

Das hätte er mal lieber tun sollen! Fake-Hoon versprach Fake-Wein und Fake-Käse… OK … bei dem neuen Präsidenten in den USA dachte er vielleicht, das gehört so…..

 

Jetzt hat Iris eine offizielle Beschwerde bei Airbnb laufen und fordert den Mehrpreis zum anderen Appartement zurück….

 

Ach… hätte er nur den Käse…. Aber zu spät!!!

 

Ja.. und Montag ging es dann auch schon wieder heim. Wenn Iris und Frank gekonnt hätten – sie hätten sich an meinen Rollstuhl gekettet! JEDER… wirklich jeder, der irgendwie mit unserer Heimreise zu tun hatte musste schwören!!!! sich persönlich um den Rollstuhl zu kümmern und am Ende machte Iris auch Fotos von den Personen um sie gegebenenfalls vor Gericht zu zerren, sollten sie einen Meineid geleistet haben!!!

 

Ja.. und Dank dieses unglaublichen Einsatzes war mein Rollstuhl in Amsterdam auch da! Allerdings völlig verbogen. Das nächste Mal müssen wir alle unterschreiben lassen, dass sie sorgfältiger damit umgehen!!!

 

Nun hatten wir in Amsterdam ziemlich lange Aufenthalt und so machten sich Frank und Matthias auf den Weg um das Ganze zu Reklamieren. Bin gespannt, was dabei herauskommt!

 

Ja.. und nun sind wir wieder daheim und so langsam bekomme ich auch die Anstrengung aus meinen Muskeln. Aber es war jede Aufregung und jede Anstrengung wert – es war eine unvergessliche, großartige, wunderschöne Reise!

 

Und weil es so schön ist fahren wir nächste Woche gleich wieder weg – solange ich das noch kann müssen wir es einfach ausnützen. Ich glaube nicht, dass ich mich noch lange innerhalb des Hauses bewegen kann. Wir müssen schon ständig die Einstellungen des Toilettensitzes ändern und von einem normalen Stuhl komme ich trotz Sitzkeil leider auch nur noch hoch wenn ich extrem ausgeruht bin.

 

Achso… und morgen kommt RTL. Vielleicht bin ich nächsten Mittwoch in „Punkt12“ im Fernsehen. Es geht zwar nicht um ALS sondern um pflegende Angehörige – aber egal, mir ist jede Form Recht um auf diese „AllerLetzteScheisse“ aufmerksam zu machen!

 

56.  New York – Big Apple  21.04.2017

 

Nachdem Eligio uns verlassen hat wurde Iris nervös. Das Taxi – man muss erst mal eins finden, in welches 4 Erwachsene mit Gepäck und ein Rollstuhl rein passen – war eigentlich auf 20.00 Uhr bestellt – jetzt war es dank dem eigenmächtigen Egotrip des Rollstuhls um einiges später und das mit unserem Appartement war auch noch so eine Geschichte. Wir hatten über Airbnb ein Appartement mitten in Manhatten gebucht – irgendwo ganz oben mit bodentiefen Fenstern – nur die Kommunikation mit dem Host klappte irgendwie nie so gänzlich. Auf gefühlte 100 Mails von Iris kam eine widerwillige Antwort und was uns etwas Sorgen machte war, dass sich die Adresse ständig änderte. Zum Glück antwortete der vermeintliche Mr. Hoon (wie sich später heraus stellte befand sich dieser seit Wochen in Korea – also – keine Ahnung mit wem Iris da Kontakt hatte) nun aber prompt – mit einer abermals neuen Adresse und diversen Verhaltensregeln (nicht die Wörter Airbnb benutzen, auf  dem Gang leise sein….etc). Uns war das in dem Moment wurscht – wir wussten wo wir hin sollten und das war erstmal Prio1.

 

Das Appartement war wirklich der Hammer. Im 45 Stock – Blick auf  Hell’s Kitchen und den Hudson. Unser Schlafzimmer mit bodentiefen Fenstern (nochmal Danke Iris und Frank dafür, dass wir das haben durften) – nur das Schlafzimmer von Iris und Frank (Bett im Wohnzimmer hinter einem Bücherregal) kam mir zwar irgendwie bekannt aber komisch vor. Ansonsten war alles relativ sauber – die Betten hatte ich von den Bildern auch breiter in Erinnerung – aber EGAL – Bilder täuschen ja auch oft! Wir waren da! Und wir bekamen die Geräuschkulisse New Yorks in voller Wucht mit – Polizei, Feuerwehr, ununterbrochenes Gehupe (damit geht es in New York anscheinend schneller als anderswo) – für uns Landeier extrem gewöhnungsbedürftig (allerdings schliefen wir nach 2 Tagen schon bei offenem Fenster – geht alles).

 

Wie üblich mit Jetlag ist man morgens früh wach und ich bekam von Iris den Kaffee ans Bett…..NIE WIEDER WOLLTE ICH VON HIER WEG!!! (Wobei – Elke verwöhnt mich da auch so….) wir hatten diesen hammermegasupertollen Blick aus dem Fenster – und ein Diner direkt neben dem Hochhauskomplex wo morgens ein typisch amerikanisches Frühstück auf uns wartete. Was ich an Frank und Iris unter anderem auch so liebe…die futtern genau so gerne wie wir. Die Tatsache, dass ich nicht mehr viel essen kann auch wenn ich gerne möchte, ändert nichts an der Tatsache, dass essen einfach geil ist!!!

 

Um 10 Uhr hatten wir einen deutschsprachigen Stadtrundgang mit Uli durch Soho, Little Italy und Chinatown, danach liefen wir weiter zum Ground Zero und irgendwann hatten wir rund 14 km hinter uns und ich war platt! Im Rollstuhl sitzen scheint extrem anstrengend zu sein – nach einer Bestellung im Diner lag ich gegen 20.00 Uhr in der Kiste und schlief durch bis kurz vor 7.

 

Am 2.Tag hatten wir eine Schifffahrt rund um Manhatten gebucht. Wir hatten vorsichtshalber wieder eine Priority Karte gebucht für bevorzugten Check-in und einen eigenen Sitzbereich. Dummerweise erwischten wir die Schlange mit dem Rookie (erster Tag am Kartenschalter) und standen immer noch als alle anderen Schlangen fertig waren und der bevorzugte Sitzbereich war in der ersten Etage. Zum Glück hatten Matthias und ich das „Hintern-rauf-Schieben“ noch nicht verlernt und so wurde ich mit vereinten Kräften die Treppe rauf – und später wieder runter buggsiert und ich war stolz wie Bolle, dass ich wirklich überall mit konnte, mit ein bisschen Mühe zwar – aber Resultate zählen.

 

Abends ging es noch auf das Rockefeller Center Top of the world – und danach konnten wir sogar noch einen gemütlichen Whisky-Cola schlürfen, bevor wir wieder ins Bett fielen. Ich hatte zwar gar nicht vor, mich wegen 4 Tagen an die neue Zeit zu gewöhnen – aber es ließ sich offensichtlich nicht vermeiden.

 

Unser letzter voller Tag war der Ostersonntag  und auch gleichzeitig der wärmste. Wir verbrachten ihn im Central Park und hier muss ich wirklich mal meinen Mann bewundern. Wir sind es ja gewohnt, viel zu laufen (ja – auch ich kann mich noch erinnern). Aber einen Rollstuhl bei fast 30° vor sich her zu schieben und im Park war es jetzt nicht überall ganz flach, ständig den Schlaglöchern ausweichend (er hat nur einmal versucht mich aus dem Rolli zu schnicken) und ab und an mal einem Chinesen in die Hacke fahrend (ich bin ja sonst nicht so – aber DIE hatten es zum Teil verdient!) das war schon eine großartige Leistung! Er hat nie gemurrt, war noch nicht mal genervt – Schatz DANKE …Ich liebe Dich – Du bist das BESTE in meinem Leben!!!

 

So und den krönenden Abschluss bildete ein Broadway Musical. „Waitress“  mit Sara Bareilles (ich kannte sie nicht – aber dem Gejodel der Zuschauer nach eine ganz große Nummer) war wirklich MEGA!!! Nach ein paar Minuten merkten Matthias und ich, dass wir die Story unter dem Film „Jennas Kuchen“ vor kurzem im Fernsehen gesehen haben aber das ganze Flair, dieses kleine alte Theater, die Musik, die Darsteller…. Ich war und bin immer noch überwältigt. Ich glaube nicht, dass wir uns das ohne ALS so geleistet hätten – das sind Erinnerungen für alle die dabei waren, die man nie wieder vergisst und dafür danke ich diesem Scheiß ALS. Ein Herzinfarkt macht sowas nämlich nicht möglich und auch bei Krebs ist man durch die dauernden Therapien viel zu sehr angebunden und durch die Chemos geht’s einem auch meistens irgendwie schlecht!

 

Am letzten Abend fiel Iris dann auf einmal auf….. Herrschaftszeiten – wir sind im falschen Appartement.  Dieses hatten wir uns zwar mal auf Airbnb angeschaut – aber gebucht hatten wir ein anderes – und auch etwas teureres….

 

Aber das erzähle ich beim nächsten Mal!

 

 

55.  New York – Die Anreise  19.04.2017

 

Och manno….. jetzt ist New York schon wieder vorbei! Schaaade!!!!

 

Bis 2 Tage vorher hatte ich irgendwie gar nicht realisiert, dass eine größere Reise auf mich wartet. Irgendwie hatte ich auch ein bisschen Schiss davor. Ich hatte ja keine Ahnung, wie alles funktionieren wird – wie klappt das „Zum-Toilette-gehen“ im Flieger – ich komme ja von alleine nicht mehr hoch – und wie hoch sind die Betten im Appartement in New York, muss ich meinen Mann nachts mehrmals bitten mich aufs Klo zu transportieren  - und wie kommt mein Körper mit der Zeitumstellung klar, klappt meine Atmung?

 

Also habe ich bis 2 Tage vor Abreise nur „theoretisch“ darüber nachgedacht und das war vielleicht auch der Grund warum mir erst ganz kurz vorher einfiel – Stützstrümpfe wären nicht ganz blöd! Vom vielen Sitzen bekomme ich dicke Beine und außerdem verringert es die Thrombose-Gefahr. Irgendwo hatte ich noch Kniestrümpfe von der letzten längeren Flugreise, die ich selbstverständlich NICHT finden konnte und so fuhren wir ins Sanitätshaus unseres Vertrauens um welche zu erwerben.

 

Ich muss jetzt erklären: ICH wollte Kniestrümpfe! Da mein Mann nach einer Thrombose und 2 Venen-OPs aber eindeutig der Spezialist von uns beiden ist, hat er mir glaubhaft versichert, dass Kniestrümpfe nix bringen und ich die langen Dinger bräuchte. Nun kennt keiner meine anatomischen Grenzen so gut wie ich selber. Einzelne lange Strümpfe haben Ähnlichkeit mit halterlosen Strapsen. Oben ein Gummiband und das soll halten. Alle Versuche in meinem Leben mich für meinen Mann „sexy“ aufzustrapsen endeten an diesen anatomischen Grenzen. Meine Oberschenkel sind nämlich zu dick. Soll heißen: Gummiband rollt sich oben ein und wandert  in gerolltem Zustand Richtung Knie – oder hält von vornherein nicht und klebt irgendwo knapp oberhalb des Knies und schlägt nach unten Falte um Falte. Das ist nur für Fans von „Sex-im-Dunkeln“ erotisch!

 

Nun haben Stützstrümpfe eher wenig mit Erotik zu tun, auch wenn das System ähnlich ist, sie werden ja extra ausgemessen und ich hatte eine kleine Hoffnung, dass es vielleicht klappen könnte.

 

Im Sanitätshaus wurde ich dann fachmännisch vermessen und bestrumpft – mein Mann stand daneben und schaute sich das alles genau an. An den Oberschenkeln wurde es leicht peinlich, weil mir der Mitarbeiter ständig daran rumfummeln musste – weil sich das Gummiband nicht so anlegte wie es sollte (HA!!!). Aber nach ein paar Minuten  und ein paar theoretischen Tipps schien es zu klappen und ich nahm Abschied von den Kniestrümpfen.

 

Am Abflugtag haben wir schon extra etwas mehr Zeit morgens für das Anziehen eingeplant – und das war auch gut so. Bis über die Knie ging es genau so wie gezeigt – aber dann kam das Ankleben des Gummibandes an den Oberschenkel. Kaum hatte Matthias das rechte Bein einigermaßen fest, kringelte das linke abwärts. Er fummelte gut 15 Minuten an mir rum mit immer schlechterem Erfolg, zumal diese Scheiß-Strümpfe beim Einkringeln so saueng wurden, dass es irgendwann echt weh tat.

 

Das Ende vom Lied: Ich fing an zu heulen! Nicht sehr hilfreich – aber es hatte sowas von: VERDAMMTNOCHMAL – ich hab‘s doch gewusst! Der Vorschlag meines Mannes, die Strümpfe dann halt weg zu lassen verstärkten das Frustheulen in ein Wutheulen – immerhin brauchte ich diese Strümpfe um mir im Flugzeug die Schuhe ausziehen zu können und hinterher auch wieder rein zu kommen.

 

Wir schlossen den Kompromiss: Die Strümpfe bis zu den Knien und das Gummiband baumelte mir am Sprunggelenk. (Hoffentlich guckt mir keiner auf die Füße)

 

Am Flughafen warteten Iris und Frank schon auf uns und da das morgendliche Fiasko überstanden war bewegten wir uns aufgeregt und freudestrahlend zum Schalter der Air France. Wir haben für diese Reise zum ersten Mal in  unserem Leben Business Class gebucht. Nicht, dass wir noch nie so geflogen sind, wir wurden schon ein paar Mal upgegradet – aber gebucht hatten wir es noch nie. Und um die Kosten im Zaum zu halten hatte Frank tolle Flüge Frankfurt-Paris-New York und zurück New York-Amsterdam-Frankfurt gebucht. Dieser kleine Zwischenaufenthalt sparte uns pro Flug ca. 1000 Euro  - viel Geld für eine 5-tägige Reise. Einen Dukatenscheisser hat schließlich keiner von uns im Keller.

 

UND… Business Class bedeutet Business Class – egal wie man fliegt. So profitierten wir vom Priority Check-in und ließen uns vom Rollstuhlservice in die Lounge der Air France bringen um erst mal in aller Ruhe zu frühstücken.

 

Pünktlich zum Check-in kam eine nette Dame und schob mich an allen Passagieren vorbei Richtung Rollfeld. Ich hatte nämlich doppelten Bonus. Nicht nur Business Class –nein Rollstuhl-Class! Das schlägt alles und führte zu einem absoluten Sonderprogramm nicht nur für mich sondern auch für alle die mich begleiten.

 

Die Maschine nach Paris stand auf dem Rollfeld – also ab in den Aufzug! Äh… wenn er denn freundlicherweise auch gekommen wäre. Nachdem Matthias, Frank und Iris feststellten, dass die Tür des Aufzugs weiter unten auf stand und der Fahrstuhl auf  halben Weg mitten drin steckte bekam meine Rollstuhlbegleitung einen leichten Ausdruck der Ratlosigkeit. Aber HEY!!! Ich bin Eva, die Starke!!! Großkotzig behauptete ich – runter geht immer, ich brauch nur meinen Mann und so eierten wir tatsächlich eine ziemlich lange Treppe nach unten und als der  Fahrer des Spezialtransportes sah, dass ich zu Fuß ankam sollte ich doch auch am besten gleich in seinen Bus hüpfen….. das habe ich dann aber doch Dankend abgelehnt.

 

Der Transporter hatte eine Hebebühne und wir wurden zum hinteren Eingang der Maschine gefahren – was ein bisschen blöd war, da unsere Sitze ganz vorne waren. Nun wurde ich von meinem Rollstuhl in einen sehr schmalen kleineren umgebettet, der mich durch das ganze Flugzeug nach vorne transportierte. Vom meinem eigenen Rolli nahm ich Abschied allerdings nicht ohne mich zu versichern, dass dieser in der Maschine mitfliegt und ich ihn in Paris wieder zur Verfügung habe. So sei es – versicherte man mir …..

 

Nach einer knappen Stunde landeten wir in Paris . Der französische „Behindertendienst“  stand schon brav vor der Tür. Ein hübsches junges Mädchen das roch wie 6 Monate nicht gewaschen. Iris meinte später, ich hätte Glück, dass die junge Frau hinter mir lief, ihr wäre fast schlecht geworden. Ich konnte ihr versichern, dass die Duftwolke kreisrund um uns herum wehte – es grenzte schon an Körperverletzung.

 

Die Frage meines kleinen „Iltis“ ob ich denn meinen eigenen Rollstuhl dabei hätte,  beantwortete ich mit einem fröhlichen „natürlich“!  Und so standen wir ca. 20 min auf dem Rollfeld (zum Glück an der frischen Luft….) und warteten auf meinen ziemlich neuen, schönen, blauen Rollstuhl. Der aber nicht auftauchte. Irgendwann kam der Master der Auspacktruppe und erklärte uns, der Rollstuhl sei nicht dabei.

 

Genau in diesem Moment wurde mir schlecht! Wie zum Teufel soll ich New York ohne Rollstuhl bewältigen? Wir hatten für den nächsten Tag einen Stadtspaziergang gebucht – 2 Stunden – wie sollte das funktionieren? Wir standen alle vier – nein, gestanden haben 3 – ich saß – auf dem Rollfeld und Iris fand als erstes die Sprache wieder! Ihr scharfes: „Und jetzt?“ führte dazu, dass uns alle möglichen Leute erklärten, dass sie ja nichts dafür könnten.

 

Duftschnecke fuhr uns dann zum Air France Schalter wo eine Angestellte im Computer eine Notiz fand, dass mein Rolli einsam und allein aber dafür mit einem Direktflug der Lufthansa nach New York unterwegs wäre und dort auf uns warten würde. Hallelujahhhhh…. Das glaub ich erst, wenn ich ihn sehe!!!

 

Da wir aber weiter nichts machen konnten, beschlossen wir doch den überaus bequemen Flug zu genießen und ich muss leider sagen – toll gemacht Frank! Ich bin für den Rest meines Lebens grenzenlos versaut was die Holzklasse angeht. Wenn Fliegen – dann nur noch so!!!

 

In New York bekamen wir wieder den Behindertenbonus. Wir wurden an kilometerlangen Schlangen bei der Einreise vorbei geschoben und noch nie war ich in die USA so schnell eingereist.

 

Natürlich war  mein Rolli nicht da! Aber das lag daran, dass die Lufthansa – Maschine nicht da war. Und mit ca. 2stündiger Verspätung saß ich müde aber glücklich in meinem eigenen Rolli.

 

Und einen neuen Freund habe ich auch noch gleich. Mein Rollstuhlfahrer am JFK erklärte mir „God loves you!“ – OK  - ich bin mir da manchmal nicht so sicher – aber warum soll ich einem 1,90-Kasten von Latino widersprechen! Ich weiß nicht ob Gott mich liebt – Eligio (so heißt mein „Rollischieber“ fand mich offensichtlich interessant genug um  mich auf Facebook zu suchen  und mich zu abonnieren….. ich find‘s irgendwie nett!

 

54.  Hoffnung  12.04.2017

 

Wer mich kennt, weiß – ich bin skeptisch! In den ALS Gruppen habe ich mich schon mit dem einen oder anderen selbsternannten „Ernährungsguru“ angelegt (alles selbst Erkrankte). Ich bin zwar der Meinung, dass jeder machen kann was er will und wenn jemand meint, er müsse kolloidales Gold und Silber futtern – nur zu. Aber wenn man dann so weit geht alle anderen verächtlich nieder zu machen, die diesen Weg nicht gehen oder die – wie ich – der Meinung sind, sich Gold und Silber bevorzugt um den Hals zu hängen anstatt es wieder auszuscheiden – geht mir das zu weit. Auch wenn das einzig zugelassene Medikament (Riluzol) als „Zeug“ bezeichnet wird und neu Erkrankte mit einem Pseudowissen verunsichert werden – das ist schwer fahrlässig. Gut, ich bin allerdings auch der Meinung, wer auf das Geflöte eines Rattenfängers reinfällt ohne sich selbst schlau zu machen, ist irgendwie ein stückweit auch selbst schuld.

 

Trotzdem stehe ich nicht allen alternativen Heilmethoden ablehnend gegenüber. Sonst wäre ich auch keine glühende Anhängerin meines Hausarztes, der neben der Schulmedizin auch pendelt und Homöopath ist. Und ich glaube an Selbstheilungskräfte. Nur habe ich keinen Plan wie ich diese aktiviere. Mit den Healing Codes habe ich es ja schon monatelang versucht – ohne irgendeinen Erfolg. Ich bin aber auch nicht sehr diszipliniert, was die „Meditationen“ angeht.

 

Manchmal läuft einem im Leben aber ein Satz – oder in diesem Fall ein post – von Dagmar aus der Gruppe über den Weg. Sie erzählte von einem Mann am Chiemsee, der ein Konzept erarbeitet hat, Selbstheilungskräfte zu aktivieren (um es mal einfach auszudrücken – vieles von diesem Konzept habe ich noch nicht wirklich verstanden – aber ich denke das werde ich im Laufe der Zeit). Und es war mehr ein Gefühl als eine Verstandsache, die mir sagte – nimm doch mal Kontakt auf! Und das habe ich getan und jetzt werden Matthias und ich Ende Mai eine Woche im Chiemgau eine neue Erfahrung sammeln in die ich große Hoffnung lege. Vielleicht nicht unbedingt die Hoffnung ganz gesund zu werden, das wäre ein neurologisches Wunder. Es würde mir völlig genügen, meinem Hirn klar zu machen, dass es jetzt bitteschön an der Zeit wäre, mit diesem Scheiß aufzuhören! Ich will noch 60 werden! Und zwar wenn möglich in einem einigermaßen passablen Zustand – also –noch weitestgehend alleine atmend und Champagner trinken könnend.

 

Ich habe ja nichts zu verlieren….. also testen wir das mal.

 

Und ach… morgen geht’s mit Frank und Iris nach New York. Seit heute bin ich mega aufgeregt! Ich werde also frühestens nächste Woche wieder schreiben können!

 

53.  Trauerfeier und Friedwald  08.04.2017

 

Als vor einigen Jahren der Vater meiner Schwester starb, erlebte ich zum ersten Mal eine nicht christliche Trauerfeier und ich muss sagen – es hat mir sehr gut gefallen. Es ist so persönlich. Er hatte einen Trauerredner, der nur über ihn sprach und Musik, die zu ihm passte. Und genau das wollte ich für unsere Mutter  – und für mich übrigens auch.

 

Und es wurde genau so – oder nein – es wurde noch schöner, als ich es mir vorgestellt hatte. Irgendwie war die Trauerfeier für mich sowas wie eine „Generalprobe“. Nicht, dass ich vorhabe so schnell das Handtuch zu werfen (obwohl – heute Nacht hatte ich eine halbe Stunde extrem Probleme Luft zu bekommen und heute Vormittag auch wieder – das macht mir Angst) aber ich habe schon so meine Vorstellungen, wie mein Abgang abzulaufen hat.

 

Wir hatten riesengroßes Glück mit der Trauerrednerin, die das sehr abenteuerliche Leben meiner Mutter liebevoll und interessant Revue passieren ließ. Anfangs spielten wir Hildegard Knef „Für mich solls rote Rosen regnen“ ein Lied, welches wie kein anderes zu ihr passte und die Textpassagen wurden passend in die Rede eingearbeitet. Es kamen Freunde von weit her um ihr die letzte Ehre zu erweisen und abends lag ich im Bett und spürte ihre Zufriedenheit über den Ablauf.

 

Und so -  oder so ähnlich hätte ich es auch gern. Ich möchte die selbe Trauerrednerin, den Baum im Friedwald haben wir heute reserviert und nur mit der Musik bin ich mir noch nicht so ganz klar. Da ich ein großer Fan von Barbra Streisand bin – muss natürlich „The way we where“ mit dazu. Aber ich liebe auch Country und Garths Brooks  „The Dance“ steht auch ganz oben auf der Liste. Andreas Gabalier mit „Amoi seg‘ ma uns wieder“ wäre auch schön….. ach …. Nehmt Euch einfach viel Zeit mit - ich mach ein Konzert draus!

 

Heute wurde Mutter dann im Friedwald „verpuddelt“ – wie ich meinen Enkeltöchtern erzählt habe. Das war auch sehr schön, im allerengsten Familienkreis und mit Urne immerhin 4 Generationen anwesend.

 

Ja – und auf dem Heimweg hatte ich den nächsten Anfall von Luftnot. Heute Nacht habe ich Matthias und mir selber schon einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich konnte für fast eine halbe Stunde nur noch mit viel Gestöhne ein- und ausatmen und je panischer ich wurde, umso schlimmer wurde es. Es war ein Gefühl als ob sich der Hals zusammen zieht (was er vermutlich auch tat) und irgendwann zwang ich mich, mich ruhig hin zu legen zu versuchen zu entspannen. Gar nicht so leicht, wenn man sich vor Angst und Panik fast ins Hemd macht. Zudem klang mein Gestöhne noch haargenau wie das meiner Mutter – eieiei…. das hätte es jetzt wirklich nicht gebraucht. Ist aber vermutlich die Strafe dafür, dass es mir immer auf den Keks gegangen ist. Ich werde im Moment aber auch für jede noch so kleine Sünde bestraft. Wenn das so weitergeht werde ich noch gezwungenermaßen zu Mutter Theresa  bevor ich abtrete!

 

Montag kommt mein Hustenassistent! Er war der Grund warum ich in Rummelsberg der Abholzung des Amazonas beigewohnt habe. Vielleicht hilft mir das Teil ja auch bei den Anfällen. Vielleicht sollte ich auch einfach mehr meine Klappe halten. Gestern habe ich in der Palliativstation stundenlang darüber referiert wie es mit geht, wie es mir mit dem Tod der Mutter geht und zwar alles in mehrfacher Ausführung (Psychologin, Arzt, Therapeuten) Vielleicht hatte mein Hals danach keinen Bock mehr.

 

Aber Klappe halten ist für mich nach wie vor schwer….sehr schwer.

 

 

52.  Erinnerungen  01.04.2017

 

Montag ist die Trauerfeier unserer Mutter. Und ich freue mich unglaublich, dass sich so viele ihrer Freunde auf den teilweise sehr weiten Weg machen werden, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Sie würde (oder vielleicht wird) sich sehr über die tiefe und viele viele Jahre andauernde Verbundenheit ihrer Freunde freuen.

 

Die Beisetzung der Urne im Friedwald Gelnhausen wird im engsten Familienkreis stattfinden. Gestern sind wir bei strahlendem Wetter hin gefahren um den Baum zu begutachten. Ein wunderschöner Baum. Sie wird die erste Urne an ihm sein hat damit schon mal das „Hausrecht“. Find ich gut! Außerdem fing Elke an zu lachen – der Baum sieht ihr ähnlich. Kein junger Baum sondern eine hochgewachsene Birke mit den Kerben der Jahre. Passt!

 

Und weil es uns so gut gefallen hat, haben Matthias und ich uns gleich einen Partnerbaum ausgesucht. Ca. 10 Meter von Mutter entfernt – in Hör- und Sichtweite aber nicht zu nah um sich auf den Keks zu gehen. Wie im Leben werden wir auch im Tod vereint sein. Und es hat mich ungemein getröstet und gefreut, dass mein Mann einen Baum nur mit mir allein ausgesucht hat. D. h. wer auch immer nach mir kommt….. am Ende gehört er wieder zu mir!!!! BASTA!

 

Seit Mittwoch sind meine  Schwester und mein Schwager hier und es tut wirklich ungemein gut, diese Trauer teilen zu können. Gestern war der erste Tag seit ihrem Tod an welchem meine Wimperntusche bis abends durchgehalten hat. Wir lachen viel, erzählen uns Anekdoten aus unserem Leben und wie wir unserer Mutter das Leben zum Teil schwer gemacht haben.

 

Dazu muss man u. a. auch unsere unterschiedlichen Charaktere während unserer Pubertät kennen. Wir haben uns heute früh fast tot gelacht, bei dem Versuch uns zu beschreiben ohne uns selber völlig in die Pfanne zu hauen.

 

Als erster Gedanke morgens im Bad kam mir: Das Flittchen und die Kriminelle. Aber bei allem Humor und aller Fähigkeit über mich selbst zu lachen – das Wort „Flittchen“ blieb mir dann doch irgendwie im Hals stecken. Und Elke konnte sich über die „Kriminelle“ auch nicht wirklich amüsieren. Wir versuchten es mit „Das leichte Volk der Bettler und Hausierer“ – das löste zwar einen Lachkrampf aus – traf es aber auch  nicht so ganz.

 

Als beim Frühstück die Herstellung von Hagebuttenmarmelade und der Verwendung der Körner als Juckpulver zur Sprache kam (mein Mann und mein Schwager verwendeten es früher um es den Mädchen in den Ausschnitt zu werfen, damit diese sich auszogen) meinte Elke: na, Du brauchtest dazu ja kein Juckpulver….. ha ha … auch witzig!

 

Also um zum Ende zu kommen: ich war die, die ziemlich früh mit Jungs rummachte und Elke nahm es mit der Wahrheit und ab und an auch mit den Eigentumsverhältnissen nicht so genau!

 

Und genau das brachte uns und unsere Mutter mal in böse Schwierigkeiten!

 

Mutter liebte in ihren 30ern die Schrotkur in Oberstaufen. Einmal jährlich fuhr sie in diesen Kurort und lies sich figürlich und entschlackungstechnisch wieder auf  Vordermann bringen. Sie besuchte immer die selbe Pension und mit Hanne, der Inhaberin verband sie bald eine herzliche Freundschaft. Meistens besuchte ich sie dort übers Wochenende, ich war zu dieser Zeit schon nicht mehr in Liberia sondern besuchte das Internat in Sigmaringen. Und da ich immer sehen musste wo ich so kurze Ferien wie Ostern, Pfingsten oder Herbst verbringe, lud mich Hanne ein, eine Woche bei ihr in Oberstaufen zu verbringen, was ich auch gerne annahm.

 

Hanne war eine wirklich sehr attraktive Frau Ende 20. Sie lebte mit ihrem noch attraktiveren Mann zusammen, von dem sie eigentlich geschieden war, weil er die Finger nicht von anderen Frauen lassen konnte – aber sie hatten ein gemeinsames Kind und irgendwann ist er reumütig zurück gekrochen gekommen und sie hat ihn wieder aufgenommen.

 

Ich war damals knapp 16, er wurde gerade 30 (ich weiß gar nicht mehr wie er hieß) und er fing an heftig mit mir zu flirten. Waren wir abends aus, presste sich sein Knie an meins und ich fühlte mich natürlich geschmeichelt zum Jagdrevier eines solchen gutaussehenden erfahrenen Mannes zu zählen.

 

An meinem letzten Abend wartete er, bis Hanne ins Bett ging und schleppte mich in eins der Zimmer (ich muss zugeben, ich habe mich nicht gewehrt) aber noch bevor irgendetwas „sündiges“ passieren konnte, hatte Hanne schon Lunte gerochen und stand vor der Tür und ich flog im hohen Bogen mitten in der Nacht raus. Er brachte mich für den Rest der Nacht bei seinen Eltern unter, die – so hatte ich den Eindruck – das ganze gelassen aufnahmen und fuhr am nächsten Morgen zurück zur Schule.

 

Zum Glück  war Mutter weit weg in Liberia und bis zu unserem nächsten Treffen hatte sie sich doch zumindest soweit beruhigt, dass mir die die schallende Watsche, die ich sonst zu erwarten gehabt hätte, erspart blieb.

 

Einige Jahre später lud Hanne meine Schwester zu sich nach Oberstaufen ein. Sie war wohl der Meinung, eine missratene Tochter in der Familie wäre genug und noch ein Desaster bliebe ihr erspart. Wie  man sich doch irren kann, denn auch Elke flog im hohen Bogen aus der Pension. Diesmal allerdings weil sie in den Weinkeller eingebrochen war und versuchte den Wein zu klauen.

 

Ganz ehrlich – ich bekomme heute (40 Jahre später) Schnappatmung vor Lachen wenn wir diese Story erzählen. Mutter konnte nie darüber lachen. Wir haben diese Geschichte nie mehr erwähnt, sie wurde auch viele Jahre danach immer noch wütend. Aus ihrer Sicht durchaus nachvollziehbar. Ich habe Hanne nie wieder getroffen obwohl ich Mutter noch einige Male in Oberstaufen besucht habe.

 

Bei einem dieser Besuche (ich war damals schon im Allgäu auf dem Internat) wurde ich von  Stefan und meiner Freundin Lisa begleitet. Stefan hatte damals schon ein Auto und hat sich bereit erklärt mit uns diesen Ausflug zu machen.

 

Im Auto erzählte ich so nebenbei, dass sich Mutter dieses Mal einen Kurschatten namens Theo zugelegt hatte. Stefan fragte was denn ein Kurschatten sei – und da Stefan auch kein Kostverächter auf  dem Gebiet der Weiblichkeiten war, hielt ich das für einen Witz, klopfte ihm lachend auf die Schulter und klärte ihn nicht weiter auf.

 

Später saßen wir im Restaurant und auf einmal wendet sich Stefan an Theo und fragt: „Und Sie sind hier also der Chefanimateur?“  Es folgte ein ratloser Blick in allen Gesichtern und Stefan schaut mich an und sagt: „ja, Du hast doch gesagt, er wäre der hiesige Kurschatten!“

 

MAUSELOCH –tu dich auf! Auf Mutters Gesicht machte sich erst Entsetzen breit – aber als Theo anfing zu lachen, fiel der Rest der Gesellschaft mit ein und die Situation war gerettet.

 

Eine weitere Geschichte, über die Elke und ich immer wieder gerne lachen, fand viel später in Abu Dhabi statt. Alkohol war in den Emiraten ja nicht so ohne weiteres zu beschaffen und auch ziemlich teuer. Und unsere  Mutter war durch und durch Schwäbin. Sie konnte durchaus sehr großzügig sein aber wer sie gut kannte – und das tun Elke und ich – bemerkte in jeder Lebenslage ihre schwäbische Sparsamkeit. Und so gab es einen Wein für jeden Tag (aus der Tüte, trinkbar und bezahlbar) aber natürlich standen auch immer gute Weine irgendwo rum.

 

Eines Abends kamen Elke, Matthias und ich spät nach Hause und wollten vor dem Zu-Bett-Gehen noch gerne ein Glas Wein als Absacker trinken.  Leider fanden wir den „Hauswein“ nicht und so machten wir uns mit sehr schlechtem Gewissen über eine der besseren Flaschen her. Alle Gläser waren bereits gefüllt als ich in einer Ecke der Küche den zuvor gesuchten Hauswein fand. Man mag es kaum glauben – aber wir suchten einen Trichter, kippten den „guten“ Wein zurück in die Flasche und tranken brav den billigeren – wie es sich für gute Töchter gehört.

 

Darüber wenigstens konnte sie am nächsten Tag auch lachen – wenn auch nicht so herzlich, wie Matthias, Elke und ich es seit Jahren tun.

Kommentare: 72
  • #72

    Josefa Pfanner (Sonntag, 21 Januar 2018 09:34)

    Sg. Hr. Matthias,
    Wünsche Ihnen von Herzen viel Kraft in dieser schweren Zeit des Abschiednehmens. Das was Sie und das ganze Team geleistet haben ist bewundernswert. Meine ganze Hochachtung!
    Dir liebe Eva wünsche ich nun Ruhe und Frieden in einer anderen Welt. Ich bin überzeugt, dass du über deine Familie, deine liebe Schwester und alle deine Freunde wachst.
    In Gedanken bei dir und deiner Familie
    Josefa

  • #71

    Alexandra Matthäus (Samstag, 20 Januar 2018 18:47)

    Lieber Matthias, ich habe Evas Block verfolgt, meine Mama ist 2012 und eine Freundin 2016 an dieser „Sch...-Krankheit“ verstorben. Ich wünsche Dir eine gute Zeit des Verarbeitens, was man definitiv muss, ein schönes weiteres Leben ohne Eva aber mit wunderbaren Erinnerungen an Eure gemeinsame Zeit! Mach das Beste draus - Deine Eva hat es Dir gewünscht und vergönnt!!!Toll was Du geleistet hast!

  • #70

    Rosi (Montag, 15 Januar 2018 13:08)

    Liebe Eva,nun bist du mit deiner *In’s – Gras – Beisser – Bande* wieder zusammen! Ich bin so froh, dass wir uns kennengelernt haben und dass ich Dich nochmal besucht habe! Es ist tröstlich zu wissen, dass Du friedlich eingeschlafen bist und jetzt nicht mehr leiden musst! FUCK ALS… It’s not a goodbye…. It’s a see you later ♡ Deine Rosi

  • #69

    Carmen (Montag, 15 Januar 2018 08:14)

    Die Ins-Gras-Beißer-Bande ist wieder vollzählig.
    Viel Kraft und alles Gute, Matthias. Eva hatte Dich, den besten Mann der Welt.

  • #68

    DoSch (Sonntag, 14 Januar 2018 18:27)

    Liebe Eva,
    ich hoffe, du bist gut angekommen und wurdest lieb aufgenommen!

    Dir lieber Matthias wünsche ich, dass du immer spürst, dass deine Eva hier ist!
    Meine Hochachtung vor dem was du, was ihr Beide, geschafft, gelebt habt!

    Liebe Grüße
    Doris

  • #67

    Elisabeth (Donnerstag, 11 Januar 2018 23:22)

    Euch Beiden
    liebe Eva und Matthias -dem nicht zu übertreffenden Team-
    einen verspäteten herzlichen Gruss zum Jahreswechsel.
    Du liebe Eva schreibst in Nr. 97: "So, den September hab ich schon mal überlebt."
    Und nun zeigt der Kalender den 11.01.2018. Welch eine Willensstärke kommt hier zutage von dir Eva
    und natürlich in großem Maße die nicht zu übertreffende Pflege deines Mannes, unaufhörlich auf
    dein Wohlbefinden fixiert. Eigentlich ist es schade, dass nicht ein Vielzahl der Menschen so offen und
    selbstverständlich über die unausweichliche Situation des letzten Abschieds spricht. Aus deinen Ein-
    trägen schöpfen viele Mitleser Mut und Kraft, sammeln Denkanstöße, ja Verhaltensideen. Wenn die
    Zeitspanne zwischen deinen jeweiligen Mitteilungen auch länger wird, noch sind diese Vorhanden,
    -der Wert bleibt-!
    Liebe Eva, vor vielen Jahren musste sich eine mir sehr nahestehende junge Frau mit dem Aschied aus
    diesem Leben anfreunden. Wir fanden immer wieder einen Grund zum scherzen und lachen. Ähnlich-
    keiten mit dir tauchen vor mir auf. Gar zu oft durfte ich an ihren Gedanken teilhaben:
    "Elisabeth, wenn es bei mir im Winter soweit sein sollte, werde ich von einem wunder-
    schönen, großen Schlitten, gezogen von vier Schimmeln, begleitet mit einer Anzahl
    Engel mit herrlich leuchtenden Laternen, abgeholt.
    Zu einer anderen Jahreszeit wird es eine schwarze, offene Kutsche sein, mit dem-
    selben Gefolge."
    Ihre letzten entspannten, sanften Gesichtszüge mit dem ihr eigenen Lächeln, bleiben für immer in
    meiner Erinnerung. Wenn diese Zeit auch bei dir lb. Eva gekommen ist -noch soll sie lange in der
    Warteschlange verweilen- mögst auch du mit solch einem Lächeln gehen können.
    Alles ist vergänglich, wir besitzen um es zu verlieren. Wer das akzeptiert, kommt mit der Unbill
    dieses Lebens besser zurecht. Du und Matthias habt diese Hürde längst genommen.
    Deine Fotos habe ich wieder angeschaut. Bei uns im Garten gibt es eine große blaue Hortensie, schon
    20 Jahre alt, sie wird ihre blauen Blüten jedes Jahr in Erinnerung an dich zeigen.

    In herzlicher Verbundenheit sei lieb gegrüßt
    Elisabeth



  • #66

    DoSch (Mittwoch, 03 Januar 2018 11:48)

    Liebe Eva,
    ich hoffe, ihr seid gut ins neue Jahr gekommen!
    Wünschen tue ich euch beiden, dass eure ganz eigenen Wünsche in Erfüllung gehen mögen. Also, ich meine damit, die realistischen Wünsche ;-)
    Aber wenn ein Wunder geschehen mag, nur her damit!!!
    Liebe Grüße,
    Doris

  • #65

    Rosi (Sonntag, 31 Dezember 2017 15:17)

    Meine liebe Eva, wünsche Euch von ganzem Herzen dass Ihr gut in das neue Jahr kommt und denke bitte immer dran : Niemals geht man so ganz
    irgendwas von Dir bleibt hier, es hat seinen Platz immer bei mir.♥
    Deine Rosi

  • #64

    Christina (Mittwoch, 27 Dezember 2017 14:22)

    Liebe Eva,
    Ich freue mich mit Dir und Deinen Lieben,dass Ihr das Weihnachtsfest zusammen feiern durftet , Du bist wirklich mein größtes Vorbild und ich liebe Deinen Humor...wir wissen alle nicht was kommt...aber wir müssen uns unserem Schicksal fügen...so sind nunmal die Spielregeln in diesem Leben und ich finde Du....nein Ihr....meistert das super...mega ...toll. Ich wünsche Euch alles Gute und einen guten Rutsch ins neue Jahr/ Leben ...ich bin mir sicher es gibt die andere Seite und man sieht sich wieder.
    Alles Gute

  • #63

    Josefa Pfanner (Mittwoch, 27 Dezember 2017 12:35)

    Liebe Eva
    wünsche dir von Herzen einen guten Rutsch ins neue Jahr.
    Mensch Eva, ich kann soviel von dir lernen, dafür danke ich dir aus ganzem Herzen. In allem was Positives sehen, das ist die Einstellung die wir brauchen.
    Deine Vorstellung der Chicken muss ja köstlich gewesen sein. Dein Mann und du ein "dream Team". Ich freu mich für dich, dass du deinen Humor behalten kannst.
    In Gedanken bei euch
    Josefa

  • #62

    Nadi (Mittwoch, 27 Dezember 2017 00:02)

    Liebe Eva,

    wenn Dein Blig ein Buch wäre - es wäre mein Lieblingsbuch.
    Frohe Weihnachten und danke für diese wundervolle Seite!

    Unbekannterweise nur das Beste wünschend,
    Nadi

  • #61

    DoSch (Montag, 25 Dezember 2017 21:11)

    Liebe Eva, ja, auch ich lese immer noch in deinem Blog.
    Ich wünsche dir und deinem Mann, sowie deiner restlichen Familie, noch eine wunderbare Weihnachtszeit!
    Auch wenn du es bestimmt nicht lesen magst..... aber ich kann dich nur bewundern und ziehe meinen Hut vor dir! Du packst es immer wieder, einen Eintrag zu schreiben. Du packst es immer wieder, nicht ein vollkommen verzweifelter Mensch zu sein. Ich weiß nicht, wie du das machst. Ich würde es so gerne wissen. Ich würde es auch so gerne können.

    Liebe Eva, ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du so gehen kannst, wie du es dir wünschst!
    Auch wenn wir uns nicht kennen, ich drück dich in Gedanken!

    Alles Liebe wünscht dir
    Doris

  • #60

    Iris (Montag, 25 Dezember 2017 09:43)

    Frohe Weihnachten meine Süße. Ich bin froh das Du noch da bist und ich sehe es wie Elke. Ich freue mich über jeden Tag an dem ich Dich sehen und ein bisschen knuddeln kann. Und wenn es zu viel wird und für Dich die Zeit gekommen ist zu gehen - dann geh in Frieden. Wir finden uns wieder. So wie in diesem Leben auch. Lieb Dich

  • #59

    Elisabeth (Sonntag, 24 Dezember 2017 14:12)

    Liebe Eva,
    meiner steten gedanklichen Verbundenheit mit dir möchte ich noch auch diesem Weg zum Ausdruck bringen. Hab soeben -mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht- den ersten Absatz deines heutigen Eintrages Nr. 111 aufgesogen.
    Ja, das ist eben EVA BOHN , ist die Situation noch so prikär, immer wieder zu einer humorvollen Einlage bereit, das gleiche galt für deine erzählweise über die chicken wrings Nr. 109 ! ! !
    Nun ja, Weihnachten buchstäblich vor der Tür und du liebe Eva darfst noch unter uns weilen, welch eine innere Zufriedenheit ---- du durftest das "nächstliegende Ziel" erreichen.......
    Durch das Abnehmproblem ist deine Polsterung zwar nicht mehr so gewährleistet, aber den positiven Effekt des Gewichtsverlustes darf dein Mann erfahren. Es macht seinen unaufhörlichen Einsatz sicher etwas leichter.
    Nun liebe Eva, wünsche ich dir und deiner Familie zum Weihnachtsfest einige wunderschöne Stunden der Zusammengehörigkeit; sicher werden sich auch schmerzliche Momente auftun, aber wir wollen gemeinsam hoffen, dass du auch die spessarter Silvesterböller zum Neuen Jahr 2018 -evtl. sogar mit einigen Schluck Champagner- noch voll wahrnehmen wirst.

    Nun lass du dich vorsichtig umarmen, und allen Mitlesern friedvolle Weihnachtstage wünschen
    herzlichst Elisabeth

  • #58

    Carmen (Montag, 04 Dezember 2017 19:13)

    Ja Eva, so wirst du für immer in Erinnerung bleiben: als verrücktes Huhn.
    ❤️❤️

  • #57

    Elisabeth Berres (Freitag, 01 Dezember 2017 11:39)

    Guten Morgen und hallo liebe Eva,

    in der Hoffnung, dass es dir nach deinem Ermessen nach wie vor zufriedenstellend geht, darf ich dir
    zum Beginn des neuen Monats gratulieren. Die Tage sind zwar grau und nebelverhangen, aber du
    durftest die ersten Schneeflocken dieses Winters wahrnehmen. Deine Enkelinnen haben sicher ihren
    Spass beim Schlittenfahren!

    Mit lieben Grüssen an dich und vor allem auch an dein gesamtes "Kämpfter-Team"
    Elisabeth

  • #56

    Josefa Pfanner (Montag, 27 November 2017 10:15)

    Liebe Eva,
    Ich wünsche dir von Herzen eine schöne Adventzeit mit deiner Familie.
    Es stimmt Eva, dass man als Lesender deiner wunderbaren, aber auch manchmal sehr traurigen Zeilen in Mitleid verfällt, es ist oft die Hilflosigkeit die ich auch spüre, wie ich dir sagen kann, dass ich in Gedanken bei dir bin , mir über die sch.. Krankheit Gedanken mache, ich dir und allen Erkrankten, ein normales Leben wünsche, wie es nur geht. Ich weiß auch aus meiner Erfahrung mit Pflegebedürftigen, dass Mitleid nicht richtig ist, das Wort heißt ja schon, " ich leide mit" und das soll nicht sein, denn ich will ja im Leid positiv unterstützen. Deine Zeilen sind wieder mal so lehrreich und zum Nachdenken gemacht.
    Ganz herzliches Dankeschön für deine Worte
    Josefa Pfanner

  • #55

    Elisabeth Berres (Freitag, 24 November 2017 22:54)

    Liebe Eva,
    .................................... mit welch einer Selbstverständlichkeit, Lebendigkeit und Klarheit du deinen Tagesablauf , Gegebenheiten und besonders auch die unschönen, schwer zu akzeptierenden Niederschläge mitteilst.
    ...................................Weißt du was, du bist ein ganz besonderer, ja einlaiger Mensch. Deine beiden Enkelkinder werden voller Begeisterung ihre Beste Oma in Erinnerung behalten. Du wirst in Ihnen und deren Nachkommen allgegenwärtig und lebendig bliben. Du wirst nie wirklich gehen, deine ureigene Qualität
    begleitet deine Familie.
    Dass du nun das letzte Mitglied eurer "Ins-Gras-Beisser-Bande" bist lässt tiefe Traurigkeit aufkommen, aber neben der Wehmut auch A'ugenblicke der Freude (wenn ich es so nennen darf!) Du weißt die Minuten, Stunden , Tage und Wochen -trotz der unausweichlichen Situation - aufzunehmen und auf deine Art zu genießen.
    Deiner großen Liebe ( ich meiner natürlich deinen Mann) und dir lieben Eva gilt meine größtmögliche Wertschätzung, Hochachtung und Respekt.
    .......................
    Nun wünsche ich dir und Deinem Mann eine geruhsame erholsame Nacht.
    Mit einer herzlichen Umarmung sei lieb gegrüßt

    Elisabeth

  • #54

    DoSch (Montag, 20 November 2017 17:00)

    Liebe Eva, ich wollte dir an diesem trüben Herbsttag einfach einen lieben Gruß schicken!
    Doris

  • #53

    Deine Schwester (Mittwoch, 15 November 2017 18:56)

    Ihr habt euch ja bewusst für den Gruppen Namen entschieden- somit war auch klar was passieren würde. Egoistisch wie ich bin : ich bin froh das du noch da bist . Ich habe immer gesagt kämpft so lange ihr könnt - und lasst los wenn es nicht mehr geht - und so lange du noch kämpfen kannst bin ich glücklich. Wenn der Tag kommt das es nicht mehr geht- bin ich beruhigt zu wissen das du deine Bande wieder triffst..... so wie uns alle eines Tages ❤! Ich lieb dich so sehr meine süsse ❤

  • #52

    Annerose Scheibein (Dienstag, 07 November 2017 17:23)

    Liebe Eva. Wir kennen uns zwar nicht aber ich verfolge deinen Blog schon ziemlich lange. Ich bin immer wieder geschockt mit welchen Rückschlägen ein ALS Kranker umgehen muss. Aber umso erstaunter und froh bin ich wie du und deine Familie damit umgeht. Es tut einem in der Seele weh wie manche Menschen leiden müssen. Ich wünsche dir und deiner Familie noch eine würdige Zeit und weiterhin so einen liebevollen Umgang miteinander.
    Ich denke jeden Tag an dich.
    Liebe Grüße aus Waldaschaff

  • #51

    Josefa Pfanner (Montag, 06 November 2017 11:00)

    Liebe Eva,
    Danke Eva für deine Zeilen ! Mir fehlen heute die Worte , bin traurig aber auch glücklich, dass du Ruhe und Zufriedenheit fühlst.
    Denke ich oft an dich, du bist so ein besonderer Mensch.
    Umarme dich
    josefa

  • #50

    Dein Mann (Mittwoch, 01 November 2017 19:43)

    Wegen mir schon immer einmal mehr. Wir machen einfach Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für ..........

  • #49

    Josefa Pfanner (Freitag, 27 Oktober 2017 13:33)

    Liebe Eva,
    wünsche dir und deinem Mann alles Liebe. Den Moment bewusst wahr nehmen und genießen, das wäre die die richtigste Art zu leben. 'Seit ich deinen Blog lese, habe ich soviel von euch gelernt. Ich bin voll Bewunderung über so ein gemeinsames Leben. Wie stark ist die Liebe wenn sie passiert. Gänsehaut ! Ich wünsche euch noch viele gemeinsame Momente voller Liebe.
    Umarme euch,
    Josefa

  • #48

    Deine Schwester (Freitag, 27 Oktober 2017 13:26)

    Nur wer sich wirklich liebt kann so streiten wie wir es getan haben ❤- und somit ist alles gut- ich lieb dich sehr !

  • #47

    Deine Schwester (Donnerstag, 26 Oktober 2017 13:28)

    Ich bin froh das Du Dich gut fühlst - auch wenn Du es nicht verstehst - genieße jeden Tag mit Deinem tollen Mann - die letzen Tage haben gezeigt wie schnell es gehen kann ..... ich lieb Dich ...... FUCK ALS !!!

  • #46

    Marion Behet (Mittwoch, 18 Oktober 2017 15:11)

    Eva,paul,der alte golfer sagt,das par 3 loch im letzten jahr war bestimmt um die 200 m.also,kein grund sich zu schämen. Ausserdem meint er,dass seine abschläge mit zunehmenden alter auch kürzer geworden sind! So sollst du es sehen!! L.G. marion&paul

  • #45

    Daniela (stille Mitleserin) (Freitag, 13 Oktober 2017 22:32)

    Liebe Eva,

    durch Zufall bin ich auf deinen Blog gestoßen und lese nun schon einige Zeit mit. Es ist bewundernswert wie du das Leben mit der ALS beschreibst und das alles trotz der Traurigkeit und Entbehrungen auch noch mit Humor und Unterhaltungswert :-)
    Ich hoffe du konntest euren Hochzeitstag nochmal richtig gebührend feiern und den kalten Champus genießen!? Dir und deinem Mann (und auch mir und sicherlich vielen anderen Mitlesern) wünsche ich, dass es doch nicht der letzte Hochzeitstag ist!!!
    Die Hoffnung stirbt zuletzt und ich hoffe auf noch viele Einträge auf deinem Blog!!!
    Weiterhin ganz viel Kraft und Liebe für dich und deine Familie
    Daniela

  • #44

    Elisabeth Berres (Freitag, 13 Oktober 2017 14:23)

    Liebe Eva,
    unsere Begegnungspunkte waren Strahlentherapie Aschbg., Reha Freiburg .....
    Dein Blog regt mich immer wieder an darin einzutauchen, erst vor ca. 5 Wochen stieß ich drauf. Bin unendlich traurig über deine, nein eure Situation. Für Außenstehende kaum zu fassen, wie du uns an deinen Gedanken und Gefühlen teilhaben lässt. Bin gedanklich Tag und Nacht (hab schlechten Schlaf) mit dir verbunden.

    Wenn es etwas gibt, gewaltiger als euer Schicksal, so ist es wohl euer Mut, eure Kraft und an erster Position eure grenzenlose gegenseitige Liebe, die es unerschüttert tragen. Der Wunder größtes ist die LIEBE (Hoffmann von Fallersleben) ! Und so denke ich, dass der gestrige Tag, euer 32ter Hochzeitstag , ein besonderer Festtag für dich und deinen Mann war. Selbst ich hab am Abend mit meinem Mann auf euch Beide angestoßen!
    Sicher treffen dich auch heute Nachmittag die warmen Herbstsonnenstrahlen in deinem Sessel - versuche zu genießen......

    Sei lieb gedrückt und herzlicher Gruß
    Elisabeth

  • #43

    DoSch (Donnerstag, 12 Oktober 2017 18:06)

    Liebe Eva,
    heute habt ihr euren 32. Hochzeitstag! Ich schicke euch die allerliebsten Glückwünsche!
    Nicht nachdenken, wie es vor 32 Jahren war. Nicht traurig sein dass es euer letzter ist den ihr gemeinsam hier feiern könnt.
    "Man ist nicht weg, nur anders da, nicht so im hier und jetzt gefangen" das haben wir damals 1995 bei meinem Vater geschrieben. Und ich glaube immer noch, dass er immer mal wieder um mich herum ist.
    In diesem Sinne: nächstes Jahr feiert ihren euren 33. Hochzeitstag.
    Nur halt ganz anders als bisher!

    Ich denke oft an dich und wünsche dir und deinem lieben Mann viel Kraft!

    Liebe Grüße,
    Doris

  • #42

    Dein Mann (Mittwoch, 11 Oktober 2017 16:34)

    32 Jahre verheiratet, 33 Jahre zusammen! Das war die beste Zeit meines Lebens. Ich bin so glücklich dass wir diese Zeit gemeinsam erleben durften. Ich liebe dich bis zum Mond und wieder zurück

  • #41

    Josefa Pfanner (Montag, 09 Oktober 2017 10:36)

    Liebe Eva,
    wünsche dir einen schönen, glücklichen Tag.
    Wenn ich deine Einträge lese, werde ich traurig und zornig zugleich.Was musst du alles ertragen, meine Bewunderung ist grenzenlos.
    In Gedanken bei euch
    drück dich
    Josefa

  • #40

    Marion Stang (Donnerstag, 05 Oktober 2017 19:04)

    Meine liebe Eva,
    Wahnsinn, wie du das beschreibst. Ich hab das Gefühl beim Lesen, als würdest du meine Geschichte erzählen. Was aber kaum einer nachempfinden kann, wie sich das alles anfühlt, den Verlust der Körperfunktionen hinzunehmen.
    Toll, wie du deinen Humor hier unterbringst, das macht dann auch Spass zu lesen. Weiter so...❣

  • #39

    Josefa Pfanner (Dienstag, 26 September 2017 11:22)

    Liebe Eva,
    Denke an dich und deine Familie, Worte fallen mir heute schwer, bin einfach nur da und halte in Gedanken eure Hände,
    drück dich,
    Josefa

  • #38

    Birgid (Sonntag, 24 September 2017 17:53)

    Ich fühle mich im Moment auch sehr hilflos, was die Worte betrifft. Ich wünsche Dir und Matthias, dass ihr weiterhin so stark zusammensteht und vor allen Dingen Kraft, mit dieser Schei..... umzugehen. Ganz feste Umärmelung. ❤️❤️❤️

  • #37

    Rosi (Sonntag, 17 September 2017 13:38)

    Nie fühlt man sich so hilflos wie bei dem Versuch, tröstliche Worte auszusprechen....
    Liebe Eva, ich wünsche Dir und Matthias genau dass, was Ihr euch wünscht !!!
    Meine Gedanken sind immer bei Euch ❤️

  • #36

    Josefa Pfanner (Samstag, 16 September 2017 17:42)

    Liebe Eva,
    ich möchte dir ein Märchen erzählen....
    Die Geschichte von der traurigen Traurigkeit.
    Als die glutrote Sonne am Horizont dem Tag langsam entschwinden wollte, ging eine kleine , zerbrechliche Frau einen staubigen Feldweg entlang. Sie war wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Fast am Ende des Weges , saß eine zusammengekauerte Gestalt, die regungslos auf den ausgedörrten Boden hinunterstarrte. Man konnte nicht viel erkennen, das Wesen das dort im Staub des Weges saß, schien beinahe körperlos zu sein. Es erinnerte an eine graue, jedoch weiche Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Als die kleine zerbrechliche Frau an diesem Wesen vorbeikam, bückte sie sich ein wenig und fragte: " wer bist du?"
    Zwei fast regungslose Augen blickten müde auf. " Ich ? Ich bin die Traurigkeit" , flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass man sie kaum zu hören vermochte.
    " ach die Traurigkeit, rief die kleine Frau erfreut, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen
    " Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit vorsichtig" Aber ja, natürlich kenne ich dich! Immer wieder hast du mich ein Stück meines Weges begleitet."
    "Ja aber... " argwöhnte die Traurigkeit, warum flüchtest du dann nicht und nimmst reiß aus ? Hast du denn keine Angst vor mir?"
    "Warum sollte ich vor dir davonlaufen? Du weißt doch selber nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Man kann dir nicht entkommen.Aber, was ich dich fragen möchte:" Warumsiehst du so mutlos und betrübt aus?"
    " Ich....ich bin traurig,"antwortete die graue Gestalt mit klangloser Stimme.
    Die kleine alte Frau setzte sich zu ihr. " Traurig bist du also", sagte sie verständnisvoll und nickte mit dem Kopf. " Erzähl mir doch was dich so sehr bedrückt"
    Und die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht.", weißt du, begann die Traurigkeit zögernd, " es ist so, dass mich einfach niemand mag. Niemand will mich. Dabei ist es nunmal meine Bestimmung unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Weile bei ihnen zuverweilen. Aber jedesmal wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich. " Die Traurigkeit schluckte schwer. " Sie haben Sätze erfunden mit denen sie mich verstoßen wollen. Sie sagen:"Ach was das Leben ist heiter und fangen an zulachen. Aber ihr falsches erzwungenes Lachenführt zu Magenkrämpfen. Sie sagen, gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Halsschmerzen. Sie sagen man muss sich zusammenreißen. Sie süüren das Reißen in den Schultern und im Rücken, im ganzen Körper. Verkrampft sind sie. Sie drücken die Tränentief hinunter und haben Atemnot. Sie sagen nur Schwächlinge weinen. Dabei sprengen die aufgestauten Tränen fast ihre Köpfe. Manchmal können sie dadurch fast nicht mehr sprechen. Oder aber sie betäubensich mit Alkohol und Drogen, damit sie nicht fühlen müssen"
    Die Traurigkeit sank noch ein bisschen mehr in sich zusammen. Und dabei will ich den Menschen doch nichts Böses, ich will ihnen doch nur helfen. Denn wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen und zu heilen. Weißt du wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut, und manches Leid bricht dadurch immer wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Abere nur wer mich zu sich lässtund all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunde erst wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe.Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben.Oder sie legen sioch einen dicken Panzer aus Bitterkeit und ewigerEnttäuschung zu. Ich glaube sie haben eine unbändige Angst zu weinenund mich zu spüren. Deshalb verjagen sie mich immer wieder."
    Dann schwieg die Traurigkeit. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärkerund schließlich ganz innig und verzweifelt und die vielen kleinen Tränen tränkten den staubigen, ausgedörrten Sandboden.
    Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in die Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichjeltedas zitternde Bündel. "weine nur, kleine Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll," ruh dich aus,damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst nicht mehr alleine wandern.Ich werde auch dich von nun an begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt"
    Die Traurigkeit hörte zu weinen auf. Sie sah zu ihrer neuen Gefährtin auf und betrachtete sie erstaunt:
    " Aber ...aber, wer bist du eigentlich?"
    "Ich..., sagte die kleine zerbrechlich wirkende Frau und lächelte dabei wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen,..." ich bin die Hoffnung!
    ( Inge Wuthe)
    Liebe Eva,
    eines meiner Lieblingsgeschichten)
    wünsche dir von Herzen, Traurigkeit, Mut und Hoffnung.
    deine Josefa

  • #35

    Josefa Pfanner (Samstag, 16 September 2017 12:43)

    Liebe Eva,
    habe gerade deinen Eintrag gelesen,es stimmt mich sehr traurig, so eine Scheiß Krankheit. Wenn deine Einträge auch weniger werden, ich bin in Gedanken bei dir, schließe dich ganz fest in meine Arme,
    Josefa

  • #34

    Lisa Kästle (Freitag, 15 September 2017 12:22)

    Liebe Eva,
    wünsche dir ganz viele gute Momente. Komme mir total blöd vor, deinen Blog zu verfolgen und zu lesen, wie es dir immer schlechter geht, und nicht helfen zu können. Wünsch dir und Matthias alles mögliche Gute.
    Ganz liebe Grüße.

  • #33

    Elke Fischlein (Donnerstag, 14 September 2017 15:45)

    Liebe Eva, lese Deine Nachrichten und hoffe jedesmal das es nicht so schnell fortschreitet, aber das tut es wohl. Das hat kein Mensch au dieser Welt verdient und Du schon 1000 mal nicht. Es ist so traurig und es wohnt in mir Dein Schiksal, ich denke jeden Tag an Dich. Liebe Eva ❤️�

  • #32

    Nadine (Donnerstag, 14 September 2017 14:59)

    Liebe Eva,

    ich möchte Ihnen nochmal einen lieben Gruß hier lassen. Vieles was ich lese kommt mir so bekannt vor, auch wenn ich eine andere Muskel/Nervenerkrankung habe die immer weiter fortschreitet. Die Müdigkeit kann schon mit den Tabletten zusammen hängen. Ich nehme diese auch seit einem Monat ( mag diese Traurigkeit nicht) und wurde so müde danach. Eigentlich sollte ich sie morgens nehmen, aber so eine Dauerdrönung......nein die braucht man nicht. Nun nehme ich sie abends. Ich komme hier immer regelmäßig vorbei um nachzusehen wie es Ihnen geht. Wenn ich ihre Fotos sehe , denke ich immer " das könnte Kappeln sein", unser Lieblings Ort.
    Ganz liebe Grüße und alles alles Gute,
    Nadine

  • #31

    Birgid (Montag, 11 September 2017 15:05)

    Wir denken jeden Tag an Dich und drücken Dich ganz feste. Schicken Dir Kraft und Sonne ❤️❤️

  • #30

    Elke Fischlein (Samstag, 09 September 2017 11:10)

    �❤️�⭐️

  • #29

    Elke Fischlein (Mittwoch, 06 September 2017 16:12)

    ❤️❣️Denk immer an Dich.

  • #28

    Iris (Montag, 04 September 2017 07:27)

    Guten Morgen mein Liebes,
    ich habe mich gefreut von Dir zu lesen. Und auch wieder den berühmt berüchtigten Eva Charm zu spüren. Gib einfach nicht auf. Wir alle freuen uns, noch möglichst lange von Dir zu lesen. Ich freue mich sehr Dich in zwei Wochen wieder zu sehen und die Maske in Augenschein zu nehmen.
    Hab Dich dolle lieb, habe einen schönen Tag und eine gute Woche. Schlechte gabs jetzt erst mal genug!!

  • #27

    Rosi (Sonntag, 03 September 2017 21:02)

    Schätzelein, pienzig…..erklär mir bitte mal pienzig, heißt das etwa pingelig ? Dass bist du ja weiß Gott nicht, und….HimmelArschundWolkenbruch……kenne ich nicht aber… HimmelArschundZwirn…..nur, der hält auch nicht alles zusammen, Herrgottnochmal…..und doof, doof bist DUUUU schon gar nicht, dass bin nämlich ICH……denn mir fehlen jetzt gänzlich die Worte….und tot umfallen geht GAR NICHT!!!!!!!!!…… exitusrelevant habe ich komplett überlesen….ach, da fällt mir grad noch überheblich ein.....DU und überheblich........never ever....meine liebe Eva....uhund, ICH bin mir ganz ganz sicher, dass DU dein BESTES gibst!!! DU bist immer in meinem ♡♡Ganz liebe Grüße an Dich und Matthias......manchmal frage ich mich , ob ich die richtigen Worte gefunden habe ..... und wenn nicht.... dann verzeih mir, bitte.. ♥

  • #26

    Josefa Pfanner (Montag, 21 August 2017 19:39)

    Hallo ganz besonderer Lieblingsmensch,
    Eva , du berührst mein Herz auf eine Weise, wie es mir noch nie passiert ist. Was seid ihr, du und dein Mann für besondere Menschen. Da ich selber in der Pflege arbeite, habe ich sehr viel mit Menschen zu tun, aber sowas wie euch gibt es nur einmal auf der Welt. Diese Liebe, die zwischen euch herrscht, strahlt soviel Einheit, Herzenswärme und Verständnis aus, dass es mich jedesmal zu Tränen rührt.
    Eva bitte, nimm deine Tropfen, nimm alles was dir hilft deine Krankheit leichter zuertragen. Wenn es dir dadurch gut geht, geht es deinem Mann, deiner Familie, auch gut.
    Liebe Eva, ich habe auch Dellen und Falten, na und? Ich sag immer , ich bin eine Rubens Frau. :-).
    Deine Krone verlegst du ab und zu, liebe Eva, wir helfen alle mit, sie jedesmal zu finden.
    Eva , wir haben uns noch nie gesehen, trotzdem bist du in meinem Herzen so lebendig.
    Drück dich ganz fest
    Josefa

  • #25

    Iris (Montag, 21 August 2017 13:40)

    Hey mein Sonnenschein, es war ein tolles Wochenende und ein wirklich schöner Abend. Tolle Bilder, sagenhafte Musik, Wein und Lieblingsmenschen - was will man für einen Abend mehr. Ich hab Dich lieb.

  • #24

    Carmen (Sonntag, 20 August 2017 16:56)

    Liebe Eva,

    die Tabletten oder Tropfen nicht zu nehmen, wäre so als würdest du das Quiz mit allen Jokern verlassen. Alles was euch das Leben leichter macht sollte man einsetzen. Es ist ja leider wenig genug.





  • #23

    Dein Mann (Sonntag, 20 August 2017 16:19)

    Das mit dem noch länger bleiben, ist das ein Versprechen oder eine Drohung? ��

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